Ludwig Mies van der Rohe: Farnsworth-House, (1945-1951)
Ludwig Mies van der Rohe: Farnsworth-House, (1945-1951)
Wenn Sie die Natur durch die Glaswände des Farnsworth-Hauses sehen, bekommt sie eine tiefere Bedeutung als wenn Sie außen stehen.
Ludwig Mies van der Rohe in einem Interview mit Christian Norberg-Schulz, 1958.
Ludwig Mies van der Rohe hatte 1938 mit seiner Ankunft in den USA ein Architekturbüro gegründet, das er neben seiner Tätigkeit am Armour Institut betrieb. 1945 lernte er die 42-jährige Ärztin Dr. Edith Farnsworth auf einer Dinner-Party bei gemeinsamen Freunden kennen. Die alleinstehende Frau plante, sich ein Wochenendhaus in Plano, Illinois bauen zu lassen. Mies van der Rohe fertigte noch im selben Jahr mehrere Entwürfe, doch die finanzielle Situation der Ärztin verzögerte den Baubeginn auf das Jahr 1949. Schließlich entstand ein eingeschossiges, stützenfreies Haus, das bis in die Details der Idealvorstellung des Architekten als sogenanntes Einraum-Haus bzw. Pavillon entsprach. Diesen Typus hatte Mies van der Rohe für den Deutschen Pavillon auf der Internationalen Ausstellung 1928/1929 in Barcelona entwickelt.
Der von Mies van der Rohe seit seiner Zeit bei Peter Behrens (1908-1911) beachtete Grundsatz „less is more“ findet in dieser Architektur seinen Höhepunkt. Einziger Luxus besteht in der Materialwahl: Für den Fußboden des Hauses und der Terrassen sowie die Treppenstufen wählte Mies, dessen Vater Steinmetz war, Platten aus römischen Travertin.
Die unterschiedlichen Vorstellungen von Bauherrin und Architekt endeten allerdings in einem Rechtsstreit. Gründe lagen in der Überschreitung der geplanten Baukosten. Die Klage wurde abgewiesen und das Farnsworth House gilt heute als Prototyp aller Glasbauten und verkörpert in dieser reinen Form das Ideal eines Pavillons.