Georg Meistermann: Der Maler (1941 – 1943)

Gemälde: Georg Meistermann, der Maler
Georg Meistermann, Der Maler, 1941 – 1943, Öl auf Leinwand, 185 x 225 cm
Kunstbesitz der Stadt Solingen im Kunstmuseum Solingen (WV 58), © Georg-Meistermann-Nachlassverwaltung, Dr. J. M. Calleen / VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Georg Meistermann: Der Maler (1941 – 1943)

Ich habe die Zeit [des Nationalsozialismus] überstanden, weil ich jeden Tag Brevier gelesen habe wie ein Priester.

Georg Meistermann, 1990


Georg Meistermann war Student an der Düsseldorfer Kunstakademie, als die Universitäten 1933 von den Nationalsozialisten gleichgeschaltet wurden. Doch Meistermann wollte sich nicht anpassen. Er musste die Akademie verlassen und bekam von der Reichskulturkammer ab sofort nur noch 1m² Leinwand pro Jahr bewilligt – Farben gab es keine. Im Inneren Exil schulte er sich autodidaktisch, nutzte alternative Malmittel wie Schuhcreme und führte seine Kunst trotz der widrigen Umstände fort. Die Gestapo übte bei Atelierbesuchen weiteren Druck aus und machte deutlich, dass dies alles „entartete Kunst“ sei, die weder ausgestellt, fotografiert noch verkauft werden dürfe.

Was für ein Glücksgefühl muss es für den jungen Maler gewesen sein, als er 1940 unerwartet zu einem größeren Stück Leinwand kam. Bedacht wählte er das Thema indem er sich die Frage stellte: „Was ist ein Maler in dieser Welt, in einer Nation, zu der er im Gegensatz [steht]?“. (Calleen / Jessewitsch, Meistermann, 2011, S. 153) Aus dieser Frage heraus entstand das Selbstporträt Der Maler. Ein Schlüsselwerk, in dem sich Meistermann mit dem Inneren Exil und seiner individuellen Position beziehungsweise Aufgabe auseinandersetzt: Er trägt die Farben Marias (rot/blau), in seinen Händen hält er ein Lot sowie Pinsel und Buch. Zentral also die Dinge, die ihn zu dieser Zeit stärkten. Seine blinden Augen beobachten und analysieren das „Außen“, während das „Innen“ verborgen bleibt. Das mentale Gefängnis wird durch vergitterte Linien erkennbar, die das Gemälde überziehen.

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