Ernst May: Grundriss seines selbstentworfenen Hauses nahe Nairobi (1936/37 und 1946)

Ernst May: Grundriss eigenes Haus nahe Nairobi
Ernst May: Grundriss seines selbstentworfenen Hauses nahe Nairobi, 1937/38 und 1946
Nürnberg, GNM, DKA, NL May, Ernst, I, A-19, mit freundlicher Genehmigung der Ernst-May-Gesellschaft e.V., Frankfurt am Main

Ernst May: Grundriss seines selbstentworfenen Hauses nahe Nairobi (1936/37 und 1946)

Ein Haus gegenüber den Ngong-Bergen

Morgens wecken uns die wunderlichsten Vögeltöne, die hohen Urwaldbäume sind voller Vögel und Getier.

Ilse May in einem Brief an ihre Mutter, 14. November 1938


Nach einigen Jahren als Farmer in Tansania widmete sich Ernst May im kenianischen Nairobi wieder seinem früheren Beruf als Architekt. Zu seinen ersten Bauprojekten zählte ein Domizil für sich und seine Familie. May erwarb dafür ein Hanggrundstück nahe Nairobi am Rande des Urwalds. Seine Frau berichtete stolz ihren Eltern: „Diesmal ist es kein Farmerhaus, sondern die Visitenkarte für einen Architekten und wird entsprechend!“ (Herrel, Ernst May. Architekt und Stadtplaner in Afrika 1934-1953, 2001)

1946 fand die Anlage mit dem Anbau eines Ateliertraktes ihre Vollendung. Im Grundriss ist dieser Anbau ganz rechts zu sehen. Eingezeichnete Piktogramme helfen, auch die Nutzung der restlichen Räume zu entschlüsseln. Hinter einer gemeinsamen Veranda lagen Ess- und Wohnzimmer. Die Küche grenzte an die Garage. Vom Haupthaus getrennt lag ein viertelkreisförmiger Bau mit Gästezimmern und Arbeitsräumen.

Die Kompassnadel auf dem Grundriss belegt, dass May die Verandafront nach Westen ausrichtete. Wegen der heißen Nachmittagssonne war dies in Ostafrika eher unüblich. Jedoch bot diese Himmelsrichtung von Mays Anwesen aus einen imposanten Ausblick. Westlich lag die Bergkette der Ngong-Hills. Sie hatte schon die Vorbesitzerin des Landes, die Dänin  Karen Blixen, in ihren Bann geschlagen.

Mays Entwurf wurde international Beachtung geschenkt. Im Juli 1939 präsentierte das Londoner „The Architects‘ Journal“ Mays Wohnhaus in einem bebilderten Bericht als mustergültig. Dass es sich um das Zuhause des Architekten handelte, wurde dem Leser damals allerdings verschwiegen. 

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