Ernst May: Fotografie eines Gefangenenlagers beim Mau Mau-Aufstand in Kenia (um 1953)
Ernst May: Fotografie eines Gefangenenlagers beim Mau Mau-Aufstand in Kenia (um 1953)
Trotz nahezu 20jährigem Aufenthalt in Ostafrika haben wir uns nicht seelisch zu akklimatisieren vermocht, sondern fühlen unsere Wurzeln noch fest in Deutschland verankert. Ich habe daher den festen Willen, nach der Heimat zurückzukehren, wenn man mich in Deutschland braucht.
Ernst May in einem Brief an Bundespräsident Heuss, 18. Januar 1953
Das kleinformatige Foto zeigt eine verstörende Szene. Kenianer, zusammengepfercht hinter Stacheldraht. Durch die Linse eines Fotoapparats beobachtete dies der nach Ostafrika emigrierte Architekt und Städtepläner Ernst May. Hautnah erlebte er in Kenia zu Beginn der 1950er Jahre das Aufbegehren der afrikanischen Bevölkerung gegen ihre Kolonialherren. Als weißer Europäer musste May in diesen Wirren um sich und seine Familie fürchten. Dringender denn je stellte sich zu diesem Zeitpunkt die Frage der Remigration.
Auf mehreren Deutschlandreisen sondierte Ernst May nach 1945 berufliche Möglichkeiten für sich. Er wollte aktiv den Wiederaufbau Deutschlands mitplanen. Mit diesem Anliegen wandte er sich brieflich auch direkt an Bundespräsident Heuss. Zu dessen Bedauern konnte er May aber nicht weiterhelfen. Dieser suchte unbeirrt weiter. Er bestückte europäische Architekturzeitschriften mit Aufsätzen, um seinen Namen publik zu machen. 1953 unternahm er eine Vortragsreise durch Deutschland. Eine seiner damaligen Präsentationen berührte auch das kenianische Zeitgeschehen, von dem er so eindrucksvolle Fotos wie das des Gefangenenlagers besaß. Er sprach über Ostafrika „mit besonderer Berücksichtigung des Mau Mau-Aufstandes“.
Im Rahmen dieser Referentenreise knüpfte May Kontakt zur Siedlungsgesellschaft „Neue Heimat“ in Hamburg. Diese unterbreitete ihm ein reizvolles Angebot. Daraufhin kehrten er und seine Frau an Neujahr 1954 wieder in ihre „alte Heimat“ Deutschland zurück.