Ernst May: Gebäudeprototyp Hook-on-slab (um 1945)
Ernst May: Gebäudeprototyp Hook-on-slab (um 1945)
In seinem kenianischen Exil wollte Ernst May nicht nur ein Architekt für begüterte Europäer oder bedeutende Auftraggeber sein. Bereits in seinen Frankfurter Berufsjahren war ihm erschwinglicher Wohnraum für sozial Schwächere ein Anliegen gewesen. Damals hatte er Erfahrungen mit Plattenbauten aus standardisierten Teilen gesammelt. Nun entwarf May auch auf dem afrikanischen Kontinent ein leicht und kostengünstig zu errichtendes Fertighaus.
Bei der äußeren Gestalt orientierte sich May an den traditionellen Hütten der Einheimischen und imitierte diese. Anstatt Gras bedeckten die parabelförmigen Wände des Fertighauses allerdings Betonplatten. Diese konnten auch von ungeübten Arbeitern Stück für Stück in ein Wandskelett eingehängt werden. Fenster, Türen und Luftschlitze erforderten lediglich die Verwendung anderer Betonstücke. Mittels verschiedener Wandskelette ließ sich die Hausgröße generell variieren. May vermochte so insgesamt zehn unterschiedliche Häusertypen anzubieten.
Der Architekt glaubte fest an den Nutzen seiner Fertighäuser. Natürlich erhoffte er sich damit aber auch kommerziellen Erfolg. Vorsorglich ließ er sich sein Montagesystem patentieren. Mit Verwunderung musste May aber feststellen, dass die kenianische Bevölkerung sein Angebot kaum aufgriff. Er vermutete den Grund darin, dass sein Haus zu wenig „europäisch“ daherkam. Anders als andere Projekte seines Exils hinterließ Mays durchdachtes Fertighaus jedenfalls keinen bleibenden Eindruck.