Ernst May: Aga Khan-Mädchenschule in Kisumu (1949)
Ernst May: Aga Khan-Mädchenschule in Kisumu (1949)
Anfangs hatte ich große Mühe, den Aga Khan für meine – ich gebe zu, avantguardistischen [!] Projekte – zu erwärmen. Seit ich aber in persönlichen Unterhaltungen mit Prinz Ali Khan die ganzen Fragen durchgesprochen hatte, kommen wir ausgezeichnet miteinander zurecht.
Ernst May, 1952
1949 übernahm Ernst May in seinem ostafrikanischen Exil ein Bauprojekt für die Religionsgemeinschaft der Ismailiten. In Kisumu am Viktoriasee hatte er für die Gemeinde eine Mädchenschule zu errichten. Für May war die Aufgabe eines Schulbaus nicht neu. Sie hatte ihn schon in Frankfurt beschäftigt. Eine zeichnerische Skizze aus schräg erhöhter Position zeigt, wie er nun aber sein afrikanisches Schulgebäude konzipierte.
Den Hauptbau der Schule bildete ein langgestreckter Riegel mit drei Geschossen. Das Erdgeschoss wies eine Besonderheit auf. Es besaß keine Außenwände. Zwischen Stützpfeilern, welche die Obergeschosse trugen, ließ sich frei flanieren. Die Klassenräume in den Obergeschossen waren von der Fassadenflucht leicht zurückversetzt. Dies schützte sie vor direkter Sonneneinstrahlung. Bewusst trug May so den heißen Temperaturen vor Ort Rechnung. Im rechten Winkel an den Hauptbau schloss sich ein eingeschossiger Verwaltungstrakt an. Er besaß eine fast vollständige U-Form. Im Inneren dieses Gevierts plante May, ein Wasserbecken anzulegen. Dort sowie an den Kopfenden des Hauptbaus sollten Bäume Plätze zur Rast bieten. Die Skizze zeigt vorne links eine kleine, liegende Figur an solch einem schattigen Ort.
Zur Zeit des Schulbaus in Kisumu war das Oberhaupt der ismailitischen Gemeinde der dritte Aga Khan. Der finanziell potente und einflussreiche Magnat fand einige Zeit Gefallen an Mays Arbeit. So beschäftigte er den deutschen Emigranten noch mit weiteren Bauvorhaben, darunter seine private Villa an einer Meeresbucht bei Daressalam.