Thomas Mann: Tagebucheintrag vom 11. Februar 1934

Tagebuchseite: Thomas Mann, 11. Februar 1934
Thomas Mann: Tagebucheintrag vom 11. Februar 1934
Thomas-Mann-Archiv Zürich, mit freundlicher Genehmigung von Frido Mann, © S. Fischer Verlage, Frankfurt am Main

Thomas Mann: Tagebucheintrag vom 11. Februar 1934

Es ist nicht nur unser Hochzeitstag, sondern auch der Jahrestag unserer ahnungslosen Abreise aus München […].

Thomas Mann, Tagebuch, 11. Februar 1934


Im Februar 1934 gestand sich Thomas Mann in seinem Tagebuch mit Bitterkeit ein, dass die Erfahrungen des zurückliegenden Jahresrundlaufes „älter gemacht und tiefer zugesetzt haben“, als er es „den dummen und rohen Mächten“ zugestehen wolle, die dafür Verantwortung trugen. Der unvermittelt eingetretene Umstand der Heimatlosigkeit und die damit verbundene Unregelmäßigkeit seines Alltags hatten zu einer depressiven Erkrankung geführt, von der sich der Schriftsteller nur langsam erholte.

Tatsächlich waren die vorausgegangenen Monate für ihn turbulent gewesen: Nur wenige Wochen nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten hatte Mann im Auditorium Maximum der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität seinen Essay Leiden und Größe Richard Wagners vorgetragen. Einer Lesereise durch Europa schloss sich ein Winterurlaub im schweizerischen Arosa an. Auf Bitten von Freunden und Familienangehörigen kehrten der Schriftsteller und seine Frau Katia im Anschluss allerdings nicht wie geplant die Heimat zurück. Ein im Sommer 1933 ausgestellter Schutzhaftbefehl gegen Mann wies ihre Sorge um Leib und Leben als berechtigt aus: In einem Schreiben des stellvertretenden bayerischen Polizeichefs Reinhard Heydrich wurde der Nobelpreisträger als „Gegner der nationalen Bewegung und Anhänger der marxistischen Idee“ denunziert und mit einem Schutzhaftbefehl belegt, der bei seiner Ergreifung vermutlich eine sofortige Einlieferung ins Konzentrationslager Dachau zur Folge gehabt hätte. Manns Münchner Villa und ein Großteil seines Vermögens wurden beschlagnahmt. Seinem Sohn Golo gelang es immerhin, die gesammelten Tagebücher sowie liebgewonnenes Mobiliar in die neue Bleibe in Küsnacht bei Zürich zu überführen.

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