Begonnen hatte Thomas Mann seinen Roman Lotte in Weimar im September 1936 in Zürich. Ausgangspunkt ist eine historische Begegnung. 44 Jahre nach dem Erscheinen von Johann Wolfgang von Goethes Die Leiden des jungen Werthers soll Goethe im Herbst 1816 seine Jugendliebe Charlotte Kestner in Weimar wiedergetroffen haben. Rund um dieses Ereignis kreisen heitere und ernste Gespräche der Romanfiguren Goethe, Hofrätin Charlotte Kestner sowie ihren Zeitgenossen, darunter Goethes Sohn August, Ottilie von Pogwisch, Kellner Mager und Doktor Riemer.

Mann beschäftigt sich auch im amerikanischen Exil weiter intensiv mit Goethe und arrangiert rund um das Wiedersehen des ehemaligen Liebespaares seinen Roman. Durchbrochen wird die Handlung immer wieder von Monologen, in denen Goethe über Deutschland nachdenkt, etwa dann, wenn er in seinen Worten ein besseres Deutschland repräsentiert und damit implizit auch Themen des Exils aufgreift: „Sie meinen, sie sind Deutschland, aber ich bins […].“

Im Exil konnte der Roman nur unter erschwerten Bedingungen im Exilverlag Bermann-Fischer in Stockholm erscheinen. Der Umschlag der Erstausgabe ist von Yngve Berg trotzdem nach modernen Standards für Buchumschläge gestaltet. Neben einer anonymen Schmähschrift, vermutlich von Emil Ludwig, erhielt Thomas Mann für sein Goethe-Buch vor allem positive Kritiken, darunter auch eine begeisterte Rezension von Stefan Zweig.

Ausgaben:
Thomas Mann: Lotte in Weimar. Stockholm: Bermann-Fischer 1939
Thomas Mann: Lotte in Weimar. Text und Kommentar. Große kommentierte Frankfurter Ausgabe in zwei Bänden. Frankfurt am Main: S. Fischer 2003