Flugblattbroschüre Die andere Seite (Heft 3, 1943)

Umschlagvorderseite: Die andere Seite, Heft 3
Umschlagvorderseite der Flugblattbroschüre Die andere Seite, Heft 3, 1943
Thomas-Mann-Archiv Zürich, mit freundlicher Genehmigung von Frido Mann, © S. Fischer Verlage, Frankfurt am Main

Flugblattbroschüre Die andere Seite (Heft 3, 1943)

Freiheit und Menschenwürde dürfen nicht untergehen. Die Vereinigten Nationen können nicht abstehen von ihrem Ziel, die Nazigeissel zu brechen und dem deutschen Nationalismus und Rassengrößenwahn überhaupt ein Ende zu machen.

Thomas Mann, Die apokalyptischen Lausbuben, 1943


Die Flugschrift Die andere Seite wurde ab September 1942 von der britischen Kriegspropaganda in Zusammenarbeit mit deutschen Emigranten herausgegeben. Vier Hefte erschienen bis Ende 1943. Bomber der Royal Air Force warfen hunderttausende Exemplare über dem Deutschen Reich ab. Die andere Seite enthält neben Dokumenten zum Kriegsverlauf und Augenzeugenberichten über die Verbrechen von SS und Wehrmacht auch Texte emigrierter Schriftsteller, etwa von Thomas Mann und Bertolt Brecht. In der Londoner Redaktion arbeitete der Exil-Autor Martin Beheim-Schwarzbach (Pseudonym: Christian Corty).

Thomas Manns kurzer Aufsatz Die apokalyptischen Lausbuben fand Aufnahme in Heft 3 der Flugblattbroschüre im Jahr 1943. Bei dem Text handelt es sich um die verschriftlichte Fassung einer der monatlichen Radioansprachen, die der Schriftsteller ab Herbst 1940 für die britische Rundfunkanstalt BBC verfasste. Angesichts der sich abzeichnenden militärischen Niederlage des NS-Staates ermahnte der Literatur-Nobelpreisträger die Alliierten darin, nicht auf Friedensangebote der Regierung Hitler einzugehen, sondern konsequent für die Befreiung Europas zu kämpfen. Die apokalyptisch anmutenden verbalen Drohungen des nationalsozialistischen Propagandaministers Goebbels, auf die der Aufsatz-Titel abzielt, stufte Mann in diesem Zusammenhang als Ausdruck einer maßlosen Selbstüberschätzung ein.

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