Thomas Mann: Deutsche Hörer! (1940-1945)

Umschlagvorderseite: Deutsche Hörer!
Umschlagvorderseite der Bucherstausgabe von Deutsche Hörer!, erschienen 1942 im Bermann Fischer Verlag, Stockholm
Antiquariat Dr. Haack, Leipzig, mit freundlicher Genehmigung von Frido Mann, © S. Fischer Verlage, Frankfurt am Main

Thomas Mann: Deutsche Hörer! (1940-1945)

Ein deutscher Schriftsteller spricht zu euch, dessen Werk und Person von euren Machthabern verfemt sind und dessen Bücher, selbst wenn sie vom Deutschesten handeln, von Goethe zum Beispiel, nur noch zu fremden, freien Völkern in ihrer Sprache reden können, während sie euch stumm und unbekannt bleiben müssen. Mein Werk wird eines Tages zu euch zurückkehren.

Thomas Mann, Deutsche Hörer!, Erste Ansprache vom Oktober 1940


Im Herbst 1940 trat die britische Rundfunkanstalt BBC an den inzwischen in die USA emigrierten Schriftsteller Thomas Mann mit der Bitte heran, seine NS-kritische Haltung in einer monatlichen Reihe von Radiobeiträgen öffentlich dazulegen. Die Ansprachen wurden zunächst von einem deutschsprachigen Angestellten verlesen, ab März 1941 dann in Manns kalifornischem Exil aufgezeichnet und anschließend via Telefonübertragung nach London übermittelt. Von dort wurden sie über Langwellen nach Deutschland gesendet – mit dem Ziel, die einheimische Bevölkerung zu einer Abkehr von den nationalsozialistischen Machthabern zu ermutigen. In der Sendung vom August 1941 formulierte Mann: „Es wird für die Zukunft ein ungeheurer Unterschied sein, ob ihr Deutsche selbst den Mann des Schreckens, diesen Hitler, beseitigt oder ob es von außen geschehen muß. Nur wenn ihr euch selbst befreit, habt ihr ein Anrecht, teilzuhaben an der kommenden freien und gerechten Völkerordnung.“

Da das Abhören feindlicher Sender bei Todesstrafe verboten war, sind Aussagen zur Rezeption und Resonanz der Reden spekulativ. Goebbels und auch Hitler, die öffentlich gegen sie wetterten, waren die Einmischungen jener „angefaulte[n] Intellekt-Größe der deutschen Republik“ (Goebbels) immerhin nachweislich verhasst.

Die letzte reguläre der insgesamt 58 fünf- bis achtminütigen Ansprachen wurde im Mai 1945 versendet. Zu Neujahr 1946 folgte nochmals eine abschließende Sondersendung. Die gesammelten Ansprachen Manns erschienen 1942 auch als – später erweiterte – Buch-Ausgabe im Bermann-Fischer-Verlag Stockholm.

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