Klaus Mann: The Turning Point / Der Wendepunkt (1942/1952)
Klaus Mann: The Turning Point / Der Wendepunkt (1942/1952)
Die Emigration war nicht gut, aber man gewöhnt sich an alles, an die Unbequemlichkeiten, die Erniedrigungen, auch an die Gefahren. [...] Deutschland war die Hölle, das unbetretbare Gebiet, die verfluchte Zone. Manchmal träumte man, daß man in Deutschland war, es war grauenhaft.
Klaus Mann, Der Wendepunkt, 1952
Klaus Manns erstmals 1942 in englischer Sprache erschienene Autobiografie Der Wendepunkt (alias The Turning Point) erschien in einer erweiterten deutschen Fassung erst 1952, zwei Jahre nach dem Tod des Autors. Das über 500 Seiten starke Buch war nach Kind dieser Zeit (1932) bereits Manns zweiter ausführlicher Lebensbericht. Rund die Hälfte des Umfangs bezieht sich auf Erlebnisse und Erfahrungen im Exil.
Ähnlich wie in seinem Roman Der Vulkan (1939) skizziert Klaus Mann auch in Der Wendepunkt ein breites Panorama an Emigrationserfahrungen. Der Verlust der Heimat vermittelt sich dem Leser über einprägsame Szenen wie die letzte Übernachtung in der bereits aufgegebenen Familienvilla in München, die Besichtigung der zerstörten Ruine als Mitglied der US-Armee im Mai 1945 oder die Befragung des inhaftierten NS-Politikers Hermann Göring wenige Tage später.
Den bedeutsamsten Wendepunkt seines Lebens markiert Manns Entschluss, sich künftig nicht länger nur mit seiner Rolle als „Kommentator, Warner, Propagandist und Kritiker“ zu begnügen, sondern freiwillig als Soldat in den Krieg zu ziehen. „Aber der historische Prozeß dürfte weitergehen“, heißt es zum Ende – auch nach dem Krieg, „mit neuen Krisen, neuen Wendepunkten“.
Als Zeitdokument bezeugt Der Wendepunkt die antinazistische Haltung des Autors und seiner emigrierten Weggefährten in aller Entschiedenheit: „Wir konnten nicht zurück“, heißt es an einer Stelle. „Der Ekel hätte uns getötet, der Ekel an der eigenen Erbärmlichkeit und an dem widrigen Treiben um uns herum.“