Heinrich Mann: La Haine / Der Haß (1933)

Umschlagvorderseite: Der Haß
Umschlagvorderseite der deutschen Erstausgabe von Der Haß, erschienen im Querido Verlag, Amsterdam, 1933
Antiquariat Dr. Haack, Leipzig, mit freundlicher Genehmigung von Frido Mann, © S. Fischer Verlage, Frankfurt am Main

Heinrich Mann: La Haine / Der Haß (1933)

Ich habe den alten Macht- und Nationalstaat verlassen, weil sein sittlicher Inhalt ihm ausgetrieben ist. Er erhält sich nur noch in Haß und Verwilderung, und der unsittliche Zwang, den er anwenden muß, ist die Ursache aller Verbrechen, von denen es in ihm wimmelt, auch der scheinbar privaten. Der nationalistischen Lüge werden die Menschen geopfert. Der nationalistischen Lüge wird das Menschtum geopfert.

Heinrich Mann, Der Haß, 1933


In seiner 1945 veröffentlichten Autobiografie Ein Zeitalter wird besichtigt umschreibt Heinrich Mann prägnant wie ironisch den publizistischen Zweck seines zwölf Jahre zuvor erschienenen Essaybandes Der Haß: „1933, im Einweihungsjahr des Tausendjährigen Reiches, nahm ich pünktlich seine Würdigung vor; heute könnte ich sie nur erweitern, nicht ergänzen.“ Die Essay-Sammlung erschien – nur wenige Monate nach Manns Übersiedlung ins französische Exil – im Pariser Verlag Gallimard. Das deutschsprachige Pendant folgte kurz darauf im Querido Verlag Amsterdam. Letzteres trug die Widmung „Meinem Vaterland“. Der Band verdankte sein Erscheinen vor allem dem Drängen des französischen Germanisten Félix Bertaux, der den befreundeten deutschen Schriftsteller zu einer öffentlichen Demaskierung des menschenverachtenden nationalsozialistischen Systems ermutigte.

In seiner Schrift weist Mann die titelgebende Emotion des Hasses als Triebkraft der deutschen Diktatur aus: „Der Aufstand der weniger Gesitteten gegen die Vernunft und ihre Verteidiger, daraus besteht diese Bewegung ganz, ihre Nahrung aber war ein Haß, so wüst, so schauerlich, daß er nicht einmal abrüsten konnte, nachdem der Feind unterlegen und vom Erdboden verschlungen war.“ In der gleichgeschalteten deutschen Presse wurde der Band zum Zielobjekt polemischer Schmähkritiken. Der Haß sei „ein schmutzige[s] Machwerk“, urteilte etwa Die literarische Welt, und Heinrich Mann „einer jener Literaten, die seit nunmehr einem Jahr ihre Tage damit verbringen, das neue Deutschland zu verleumden und die anderen Völker gegen uns aufzuhetzen.“

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