Werbeblatt für Vorträge von Erika Mann (1938)
Werbeblatt für Vorträge von Erika Mann (1938)
Erika konnte eine der begehrtesten ‚lecturers’ des Kontinents werden, weil sie Hörenswertes zu sagen hat (‚She has a message!’) und weil sie das Hörenswerte mit liebenswürdiger Intensität zu Gehör bringt (‚She has personality!’).
Klaus Mann, Der Wendepunkt, 1942/1952
Erika Manns Karriere als „lecturer“ – als öffentliche Rednerin – begann am 15. März 1937 vor rund 23.000 Menschen im New Yorker Madison Square Garden. Bei der Kundgebung des American Jewish Congress als „exiled German playwright“ angekündigt, verlas Erika Mann ein Grußtelegramm ihres Vaters Thomas Mann und sprach zum Thema „Die Frau im 3. Reich“.
Es folgte eine jahrelange Betätigung als Rednerin und Vortragsreisende, mit der sich Erika Mann nicht nur den Lebensunterhalt verdiente, sondern in der sie neben ihren Tätigkeiten als Publizistin und Buchautorin eine neue Plattform fand, um politische Aufklärung zu betreiben. Um die 50 bis 90 Vorträge pro Saison, meist zwischen Oktober und April, führten sie quer durch die USA. Sie sprach vor Wohltätigkeitsvereinen und Woman’s Clubs, in Schulen und Universitäten, sie sprach über den Nationalsozialismus in Deutschland, über den spanischen Bürgerkrieg und über die Kriegsgefahr.
Dass sie in ihren Reden, flankierenden Artikeln und Interviews auch offen Kritik an der zögerlichen Haltung der USA gegenüber Faschismus und Krieg in Europa übte, brachte ihr wiederholt den Vorwurf ein, sich in inneramerikanische Angelegenheiten einzumischen. Auch nach Kriegsende äußerte sie öffentlich ihr Unbehagen über die amerikanische Politik in der Besatzungszone und den aufkommenden Ost-West-Konflikt. Ab Ende 1949 führte das FBI Ermittlungen gegen sie, die nicht nur das Ende ihrer Vortragstätigkeit, sondern auch den öffentlichen Verzicht Erika Manns auf die amerikanische Staatsbürgerschaft und schließlich ihre Rückkehr nach Europa zur Folge hatten.
Weiterführende Literatur:
Mann, Erika: Blitze überm Ozean. Aufsätze, Reden, Reportagen. Hrsg. von Irmela von der Lühe und Uwe Naumann. Reinbek: Rowohlt Verlag 2000.