Erika Manns Ausweis für die Internationalen Kriegsverbrecherprozesse in Nürnberg (1945)
Erika Manns Ausweis für die Internationalen Kriegsverbrecherprozesse in Nürnberg (1945)
Mitte Juni 1945, einen Monat nach Kriegsende, reiste Erika Mann zum letzten Mal in ihrer Funktion als Kriegsberichterstatterin nach Europa. Sie blieb bis April 1946. Weimar, Paris, Luxemburg, München, Berlin, Prag, Wien, Arosa sind nur einige Stationen ihres Aufenthalts, die aus ihrer Briefkorrespondenz hervorgehen. Erika Mann verfasste Berichte für die Presseabteilung der US-Army und schrieb Beiträge und Reportagen für das New Yorker Liberty Magazine und den London Evening Standard. In ihren Artikeln, Interviews und Briefen zeigte sie sich geschockt und angewidert von der Apathie, dem Selbstmitleid und den Rechtfertigungen der Deutschen.
Im August 1945 besuchte sie das luxemburgische Mondorf-les-Bains, wo, streng abgeschirmt in einem zum Gefängnis umfunktionierten ehemaligen Hotel, die „Big 52“ interniert waren, die ehemaligen Repräsentanten des nationalsozialistischen Regimes. Als Korrespondentin und wohl einzige Frau verschaffte sie sich Zutritt und stand unter anderem Hermann Göring, Alfred Rosenberg und Julius Streicher gegenüber, worüber sie einen großen Bericht für den Evening Standard schrieb.
Ab dem 20. November 1945 begleitete Erika Mann als Beobachterin die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse. Unter den Berichterstattern waren auch andere Emigranten wie Alfred Döblin, Peter de Mendelssohn und Alfred Kerr sowie internationale Schriftsteller wie Ernest Hemingway, Louis Aragon, John Steinbeck, Martha Gellhorn oder John Dos Passos.