Gefälschte Carte d’Identité für den Maler Leo Maillet (Anfang 1940er Jahre)
Gefälschte Carte d’Identité für den Maler Leo Maillet (Anfang 1940er Jahre)
Dieser gefälschte französische Personalausweis, ausgestellt auf den Namen Théodore Maillet, half dem Maler Leopold Mayer bei seiner Flucht von Frankreich in die Schweiz. Nachdem er im Herbst 1942 nur knapp der Auslieferung in die von den Deutschen besetzte Zone und damit der Deportation nach Auschwitz entgangen war, mussten Mayer in Südfrankreich unter falschem Namen als Hirte in den Cevennen untertauchen. Der Ausweis weist als Geburtsort Roubaix aus, eine Stadt an der Belgischen Grenze. Ein anderer Stempel weist auf den Ort Boulaincourt in den Vogesen hin. Die Orte lagen weit entfernt, die Echtheit des Ausweises war bei einer Kontrolle nur schwer zu überprüfen.
Für den französischen Personalausweis waren zu Beginn der 1940er Jahre zahlreiche unterschiedliche Vordrucke im Umlauf, die man in jedem Tabakladen kaufen konnte. Dies erleichterte es, sich einen gefälschten Ausweis zu beschaffen. Man benötigte dazu jedoch die Hilfe einer vertrauenswürdigen Person, die entweder gefälschte oder gestohlene Stempel besaß oder in einer Behörde arbeitete. Viele Franzosen und Französinnen haben diese Hilfe geleistet, zahlreiche Verfolgte entgingen auf diese Weise der Deportation in ein Vernichtungslager. Später erschwerten die Behörden diese Praxis. Jeder neu ausgestellte Ausweis musste einen Querverweis auf das Geburtsregister enthalten.
Nach seiner Weiterflucht in die Schweiz im Januar 1944 behielt Leopold Mayer die französische Version seines Nachnamens bei und nannte sich seither Leo Maillet.
Weiterführende Literatur:
Jacques Semelin: Das Überleben von Juden in Frankreich 1940-1944. Göttingen: Wallstein 2018