Peter Lotar, Die Wahrheit siegt, 1943

Programmzettel: Peter Lotar, Jesus nicht Cäsar
Peter Lotar, Programmzettel zu Jesus nicht Cäsar, Blue Danube Club London 1943
Schweizerisches Literaturarchiv SLA, Schweizerische Nationalbibliothek, Nachlass Peter Lotar, © Jana Schmidt-Lotar

Peter Lotar, Die Wahrheit siegt, 1943

Blue Danube Club London

Mit großem Erfolg wird zurzeit im „Club-Theater“ in London das Schauspiel „Jesus nicht Cäsar“ gegeben, dessen tschechischer Verfasser, Peter Lotar, als Regisseur und Schauspieler am Städtebundtheater Solothurn-Biel tätig ist. In knapp gehaltenen, scharf geformten Bildern erzählt Lotar die Leidensgeschichte der Tschechoslowakei vom Ausgang des letzten Weltkrieges bis zur Besetzung durch die deutschen Truppen. […] Der Wahlspruch Masaryks, den Lotar seinem Schauspiel als Titel gab, klingt weiter durch die Hoffnungen der tschechischen Flüchtlinge, die am Schluß ihre Heimat verlassen, um sie einmal von außen her wieder zu befreien.

Aus einer Rezension über Lotars Stück Jesus nicht Cäsar von 1943


Peter Lotars zwischen August 1939 und August 1941 zunächst unter dem Titel Jesus nicht Cäsar geschriebenes Stück Die Wahrheit siegt! (in Anlehnung an den Wahlspruch T. G. Masaryks) widmet sich der Tragödie meiner Heimat, der Tschechoslowakei in der Zwischenkriegszeit, wie Lotar in einem Brief an den Kollegen Paul Walter Jacob schrieb, dem er das Stück im November 1941 für dessen Freie Deutsche Bühne in Buenos Aires zur Aufführung anbot. Bewusst habe er das Stück aufgrund der politischen Brisanz, nämlich der Anklage des NS-Terrors und der Okkupation Prags 1939, «von Anbeginn mit dem Verzicht auf eine Aufführung auf dem europäischen Kontinent» geschrieben, «wo man selbst in den neutralen Ländern heute eine Aufführung aus Rücksicht auf den übermächtigen Nachbarn nicht wagen könnte». Lotar bot das Stück dementsprechend durch die Vermittlung seines Freundes František Langer gleichzeitig mehreren Bühnen in Buenos Aires, in den USA und in London an, wo er schließlich Glück hatte. Mitte November 1943 kam das Stück auf der von Peter Herz und Heinz Saltenburg geführten und an der Finchley Road gelegenen Freien Bühne des Blue Danube Club, eine neben dem Laterndl weitere wichtige österreichische Kleinkunstbühne der Stadt, mit Erfolg zur Uraufführung. Die Schweizer Uraufführung folgte am 16. März 1945 am Städtebundtheater Biel-Solothurn, wo Lotar seit 1939 Ensemble-Mitglied war. Das Bieler Tagblatt feierte das Stück unmittelbar vor Kriegsende als «Fanal an die friedens- und liebeshungrige Menschheit».

Weiterführende Literatur:
Kuklová, Michaela: Peter Lotar (1910–1986). Kulturelle Praxis und autobiographisches Schreiben. Köln: Böhlau 2019.

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