Heinz Liepman: Das Vaterland, Manuskript (1933)

Manuskript: Heinz Liepman, Das Vaterland
Heinz Liepmans eigenhändiges Manuskript des Romans Das Vaterland, 1933
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Nachlass Heinz Liepman, EB 2011/147

Heinz Liepman: Das Vaterland, Manuskript (1933)

Und darum, und darum und darum, wegen zehn und hundert und tausend u n s c h u l d i g Gemarterter, Zerstörter, zum Irrsinn Getriebener willen, widme ich dieses Buch den im Hitler-Deutschland ermordeten Juden.

Heinz Liepman, Vorwort zu Das Vaterland


Heinz Liepmans Roman Das Vaterland erschien im November 1933 im Amsterdamer Verlag Kampen & Zoon. Liepman schrieb den Roman in Frankreich. Es ist zugleich Liepmans erstes Werk, das unter den Bedingungen des Exils entstand. 

Im Zentrum des Romans steht die Besatzung des Dampfers Kulm, welche nach drei Monaten auf See Ende März 1933 in das nach der Machtübernahme der NSDAP veränderte Hamburg zurückkehrt.
Die Handlung richtet sich in wechselnder Folge auf das Schicksal der einzelnen Mannschaftmitglieder. Durch die Charakterisierung der Figuren wird ein breites Spektrum unterschiedlicher politischer Gesinnungen verdeutlicht. Kennzeichnend für den Roman ist, dass mit Ausnahme der nationalsozialistischen Befürworter alle anderen Figuren mit Korruption, Denunziation, rechtlicher Willkür, Gewalt und Verfolgung konfrontiert werden.

Gegen Ende der Handlung wird der Alltag der Häftlinge im KZ Wittmoor bei Hamburg geschildert. Damit ist Liepmans Roman ein frühes literarisches Zeugnis der Exilliteratur, in dem ein Konzentrationslager zentral thematisiert wird.

Heinz Liepmans Roman ist in einem dokumentarischen, berichtenden Stil verfasst. Bereits im Vorwort der ersten Auflage unterstreicht der Schriftsteller den realistischen Charakter und macht darauf aufmerksam, dass es sich bei diesem Roman um ein Pamphlet handele und dass alle Geschehnisse dieses Buches Tatsachen seien. In der Tat übt der Roman durch Erzählkommentare, Handlung und Figurendarstellung offen Kritik am Nationalsozialismus. Entgegen der Äußerung Liepmans ist der unmittelbare Tatsachengehalt des Romans indes zu hinterfragen, handelt es sich doch in erster Linie um eine literarische Darstellung nationalsozialistischer Bedrohung und Verfolgung.

Liepman selbst wurde wegen Das Vaterland in den Niederlanden angeklagt und inhaftiert. Zudem wurde die erste Auflage der deutschsprachigen Ausgabe beschlagnahmt. Bereits 1934 erschien eine niederländische Ausgabe  im Amsterdamer Verlag Arbeiderspers. Diese wich jedoch stellenweise von der deutschen Ausgabe ab.

Der Roman wurde in der Bundesrepublik 1979 mit einem Vorwort von Heinrich Böll wieder aufgelegt. 

Weiterführende Literatur:
Müller-Salget, Klaus: Zum Beispiel Heinz Liepmann. In: Exilforschung 3 (1985), S. 286-312.
Weinke, Wilfried: „Ich werde vielleicht später einmal Einfluß zu gewinnen suchen…“. Der Schriftsteller und Journalist Hein Liepman (1905-1966). In: Erich Maria Remarque Jahrbuch/Yearbook XVI (2006), S. 7-24.

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