Michael Lentz: Pazifik Exil, Roman (2007)
Michael Lentz: Pazifik Exil, Roman (2007)
Gibt es nicht einen Zustand, der alles beschreibt, der alles enthält? Nein gibt es nicht. Es gibt ja auch kein Exil für alle, für jeden ist das Exil anders und jeder weiß besser als der andere, was Exil überhaupt ist.
Michael Lentz, Pazifik Exil, 2007
Als Stipendiat in der Villa Aurora – der ehemaligen Residenz des Schriftstellers Lion Feuchtwanger in Kalifornien – verfasste Michael Lentz seinen Roman Pazifik Exil. Ähnlich wie Klaus Modick, der einen Roman über die Freundschaft zwischen Feuchtwanger und dem Schriftsteller Bertolt Brecht schrieb, vergegenwärtigt Lentz die Thematik des Exils zwischen 1933 und 1945. Der Roman verdichtet Werke und Lebensdokumente der Exilanten zu einem literarischen Text.
Zugleich porträtiert Lentz die Mitglieder der deutschen Exilantengemeinschaft in Kalifornien und zeichnet die Wege nach, die sie dorthin geführt haben. Neben Thomas Mann finden sich auch Lion Feuchtwanger, Franz Werfel, Arnold Schönberg, Hanns Eisler und Bertolt Brecht als Figuren des Romans wieder. Im Verlauf der Handlung erfährt man, wie Thomas Mann zum Ärgernis Schönbergs seinen Erfolgsroman Dr. Faustus in dem von ihm geliehenen Sessel schreibt oder liest über eine Party in Kalifornien, bei der sich weder Brecht noch Eisler so recht in die Gesellschaft einfügen können. Der Text wechselt dabei immer wieder zwischen inneren Monologen der Protagonisten und einer auktorialen Erzählung.
Ohne einem strengen chronologischen Ablauf zu folgen, stellt Lentz verschiedene Episoden des Exils dar. Immer wieder überlagert sich Vergangenes – vermeintlich Faktisches - mit Gegenwärtigem. Die Dialoge sind stark fiktionalisiert, so dass sie zu exemplarischen Szenen für die Lebensumstände der Exilanten werden. Sie zeigen die Auswirkungen des Exils auf deren künstlerisches Schaffen und werfen Fragen nach einem literarischen Nachwirken des Exils auf.