Maria Leitner: Elisabeth, ein Hitlermädchen (1937)

Zeitungsabdruck: Maria Leitner, Elisabeth
Zeitungsabdruck des Romans Elisabeth, ein Hitlermädchen von Maria Leitner in der Pariser Tageszeitung, Folge 34, 27. Mai 1937
Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, EB Ka 32

Maria Leitner: Elisabeth, ein Hitlermädchen (1937)

Fortsetzungsabdruck in der Pariser Tageszeitung

Da stand [Elisabeth] als Zielscheibe. Sie spürte den Hass, die Wut dieses Kindes, das auf sie zielte, […]. „Wohin zielst Du?“, fragte der Oberjungbannführer. „Auf die Stirn“, flüsterte Hilde mit ganz erstickter Stimme.

Aus Folge 34 von Elisabeth, ein Hitlermädchen, abgedruckt in der Pariser Tageszeitung, 27. Mai 1937


Am 21. April 1937 kündigte die Pariser Tageszeitung auf ihrer Titelseite den Abdruck des Romans Elisabeth, ein Hitlermädchen von Maria Leitner an. Der Roman sei „dichterische Gestaltung des Jugend-Schicksals unserer Tage“. Er führe „mitten in das Deutschland von heute“.

Der Roman basiert auf Recherchen Leitners in Deutschland, die sie vom Exil aus mit gefälschten Reisedokumenten durchführte. Er ist als Gegenmodell zu dem NS-Jugendbuch Ulla, ein Hitlermädel von Helga Knöpke-Joest (1933) konzipiert. Die junge Protagonistin Elisabeth steht zunächst fest hinter der nationalsozialistischen Ideologie. Doch sie macht Erfahrungen, die ihre Gesinnung ins Wanken bringen. In einem Umerziehungslager verdichten sich schließlich ihre Zweifel. Die hier zu lesende Episode beschreibt eine Schießübung im Lager, in der Elisabeth plötzlich zur gedachten Zielscheibe einer fanatischen Lagerkameradin wird.

Die Germanistin Julia Killet schreibt über den Roman: „Geschickt verwebt Maria Leitner Zitate von Liedern, Gesetzesblättern, nationalsozialistischer Erziehungstheorie mit der Handlung, was die dokumentarische Wirkung des Romans auszeichnet.“ (Maria Leitner oder: im Sturm der Zeit, 2013)

Der Titel verschleiert die antinationalsozialistische, aufklärerische Absicht des Romans. Leitner hoffte, so auch im nationalsozialistischen Deutschland Jugendliche zu erreichen. Der Zeitungsabdruck, der bis zum 21. Juni 1937 lief, wurde aber wohl nur von Exilierten gelesen. Als Buch erschien der Roman erstmals 1985 in der DDR.

Weiterführende Literatur:
Maria Leitner: Elisabeth, ein Hitlermädchen. Ein Roman und Reportagen (1934–1939). Berlin: Aviva, 2014.

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