Maria Lazar: Lebenslauf (Typoskript, 1939)
Maria Lazar: Lebenslauf (Typoskript, 1939)
War das Kaiserliche Wien die Heimat gewesen, in die ich hinein geboren wurde, so war das rote Wien die Heimat, die ich mir selbst erwählt hatte.
Maria Lazar über ihre politische Prägung, in einem Lebenslauf für die American Guild for German Cultural Freedom, April 1939
Im Rahmen ihrer Teilnahme am literarischen Preisausschreiben der American Guild for German Cultural Freedom reichte die Schriftstellerin Maria Lazar im April 1939 diesen vierseitigen Lebenslauf ein. Er gibt Einblick in ihre frühe politische Prägung. Die Erfahrung des Ersten Weltkriegs machte aus Lazar, die in Wien in eine wohlhabende Familie hineingeboren worden war, eine engagierte Sozialdemokratin. Ihre literarischen und journalistischen Arbeiten fanden Publikum, ihre frühen Warnungen vor den „Regungen nazistischer Geisteskultur fand man allerdings für gewöhnlich übertrieben“. Lazar gehört zu den wenigen, die Österreich bereits 1933 aus politischen Gründen verließen.
In dem Lebenslauf beschreibt Maria Lazar auch, wie es zu ihrem Pseudonym kam: Schon vor ihrem Exil pendelte sie als Übersetzerin zwischen den Sprachen: dem Deutschen, zu dessen Gebrauch sie „aus ‚rassischen‘ Gründen eigentlich gar nicht berechtigt“ sei, und dem Dänischen. Als sie einmal keine Übersetzungsaufträge erhielt, schrieb sie „einen kleinen satirischen Zeitungsroman“, der angeblich von einer Autorin namens Esther Grenen stammte und den sie aus dem Dänischen „übersetzt“ hatte. Grenen war jedoch keine andere als sie selbst.
Im Exil bevorzugte Maria Lazar den Namen Esther Grenen, da sie hoffte, dass man in Österreich ihre Identität dahinter nicht sofort erkennen würde. Wie viele Exilierte, befürchtete auch Lazar, durch ihre politisch gegen den Nationalsozialismus positionierten Texte ihre noch in Österreich lebenden Verwandten zu gefährden.