Else Lasker-Schüler: Das Hebräerland (1937)

Else Lasker-Schüler: Das Hebräerland (1937)
Das Hebräerland. Mit acht Zeichnungen von Else Lasker-Schüler, Erstausgabe aus dem Dr. Oprecht & Helbing Verlag, Zürich, 1937
Bürgerstiftung für verfolgte Künste – Else-Lasker-Schüler-Zentrum – Kunstsammlung Gerhard Schneider im Zentrum für verfolgte Künste, © Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag

Else Lasker-Schüler: Das Hebräerland (1937)

Prinz Jussuf träumt den Traum vom Heiligen Land

In Tel-Aviv sind alle Menschen Juden, alte und neue, vergilbte und blühende. Der Richter ist Jude, der Polizist, der liebenswürdige Bürgermeister, der uns eben so väterlich zunickte, aber auch der Soldat. Eine Stadt, von Hebräern gebaut, gefüllt mit Hebräern. Doch gastlich empfängt ein jeder von ihnen den Andersgläubigen.

Zitat aus Das Hebräerland (1937) von Else Lasker-Schüler


Else Lasker-Schüler Leben und Werk waren eng miteinander verbunden. Stets war beides von phantasievollen Welten geprägt, die sie schuf und die für die Dichterin Wirklichkeit wurden, wenn sie sich z.B. als Prinz Jussuf verkleidet in den Straßen von Berlin zeigte. Zwangsläufig bedeutete das Exil für sie wie für ihr Schaffen einen deutlichen Einschnitt.

Der Verlust der Heimat verstärkte besonders die Sehnsucht nach dem Land ihrer jüdischen Vorfahren. Unter den Eindrücken der ersten Palästinareise 1934 entstand ihre einzige im Exil erschienene Prosaschrift Das Hebräerland. Inhaltlich zeugt das Werk von ihrer tiefen Verwurzelung in der jüdischen kulturellen Tradition und erweitert ihr Gesamtwerk um einen wesentlichen Aspekt: die Sozialgeschichte des Judentums.

Das Hebräerland erzählt von heiligen Stätten und den Menschen, die in einem idealtypischen jüdischen Staat leben. „Das heißt, ein jeder begegnet dem Nächsten mit Verantwortung. Es ziemt sich nicht, hier im Heiligen Lande Zwietracht zu säen“. (Lasker-Schüler, Konzert, Prosa, Schauspiele, 2000, S. 203.) Ab 1939 selbst in Jerusalem lebend, musste sie jedoch schmerzlich feststellen, dass das Wunschbild dem Alltag nicht standhalten konnte. Sie resignierte: „Das ist nicht mehr Erez Israel […] sondern Erez Miesrael. […] Wenn sich die Juden nicht anders benehmen, wird Gott ein anderes Volk erwählen.“ (Ben-Chorin, Jerusalem, 1988, S. 139f.)

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