Lola Landau: Ich trage Jerusalem auf dem Rücken, Typoskript (1980er-Jahre)
Lola Landau: Ich trage Jerusalem auf dem Rücken, Typoskript (1980er-Jahre)
Vor meinen Augen sind schwarze Flecke; ich krieche in mich zusammen, den Kopf auf den Knien. Ich darf nie mehr in meiner Muttersprache schreiben, die Musik der geliebten Sprache nie mehr formen. Ich bin stumm, man hat mir die Zunge ausgerissen. Ich fange von vorn an zu lesen: Ausgeschaltet aus dem wirtschaftlichen und kulturellen Leben Deutschlands … die Gesetze treten in Kraft … Judengesetze, ich lese groß JUDENgesetze.
Erinnerung Lola Landaus an das Jahr 1933, 1950er-Jahre
Auch die Schriftstellerin Lola Landau war im Exil von ihren Lesern und ihrem Sprachraum abgeschnitten. Publikationsmöglichkeiten ergaben sich für sie in den 1930er- und 1940er-Jahren weder in Palästina noch im Ausland. Sie schrieb während dieser Zeit – wie viele Exilanten – „für die Schublade“.
Die Finanzierung orientierte sich an dem Motto: „Ein paar Stunden am Tag Erwerb, und sonst Dichtung.“ (Landau, Brief, 20. August 1938, Nachlass) Um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, war sie unter anderem für die WIZO und den Keren Hajessod tätig. Literarisch trat sie ab den 1950er-Jahren wieder in Erscheinung, als kleinere Texte in den deutschsprachigen Israel-Nachrichten publiziert wurden. Der hebräischsprachige Buchmarkt blieb ihr verwehrt, da sie ihre Texte ausschließlich deutschsprachig verfasste – was in großer Diskrepanz zu ihrem Gefühl für das Land stand, wie unter anderem das Gedicht Ich trage Jerusalem auf dem Rücken zeigt. Hierin wird nicht nur deutlich, dass sie in Jerusalem emotional und kulturell verwurzelt ist, sondern sich selbst auch in der Verantwortung sieht, am Aufbau der Stadt und somit des Staates mitzuwirken. Bezeichnend ist, dass sie diese Aufgabe als „kostbare Last“ beschreibt, also als Freude und Bürde zugleich empfindet, der sie sich als Einwanderin stellt und die sie nicht loslässt.
Ende der 1960er-Jahre fand sie in Deutschland einen Verlag, der ihre Gedichte publizierte. Dennoch wurde bislang lediglich ein Fünftel ihres Gesamtwerkes herausgegeben.