Hanns Kralik: Das Moorsoldatenlied, Liedblatt (1933)

Hanns Kralik, Das Moorsoldatenlied, Liedblatt (1933)
Liedblatt des Moorsoldatenliedes, mit einer Zeichnung von Hanns Kralik, 1933
Aktionskomitee DIZ Emslandlager e.V., Papenburg; Sammlung Lied der Moorsoldaten © Dokumentations- und Informationszentrum Emslandlager (DIZ)

Hanns Kralik: Das Moorsoldatenlied, Liedblatt (1933)

Singen als Akt des Widerstandes

Doch für uns gibt es kein Klagen,
ewig kann's nicht Winter sein.
Einmal werden froh wir sagen:
Heimat, du bist wieder mein.

Letzte Strophe des Moorsoldatenliedes, Fassung von 1933


Das freiwillige Singen innerhalb des Häftlingsalltags war ein Akt der Selbstbehauptung und eine gemeinschaftsbildende wie identitätsstiftende Strategie. In den Lagern komponierte Lieder werden heute auf mehrere hundert geschätzt. Diese so genannten „KZ-Lieder“ setzen sich konkret mit dem Lageralltag und den Hoffnungen und Ängsten der Gefangenen auseinander. Zu dieser „Liedergattung“ gehört Das Moorsoldatenlied, welches ein Beispiel für den Protest und den unbedingten Willen des geistigen wie kulturellen Widerstandes darstellt. Geschrieben wurde es 1933 im Konzentrationslager Börgermoor im Emsland von den dortigen Gefangenen Johann Esser und Wolfgang Langhoff, die Musik komponierte Rudi Goguel. Es thematisiert – aus der Sicht der Häftlinge – die Umgebung des Lagers, die anstrengende Zwangsarbeit im Moor sowie die Sehnsucht nach Familie und Freiheit.

Der Grafiker Hanns Kralik gestaltete das hier abgebildete und zugleich bekannteste Liedblatt, welches von einem Mithäftling bei dessen Entlassung aus dem Lager geschmuggelt wurde. Diese Liedblatt ist nur eines von wahrscheinlich Hunderten Exemplaren – so schätzte Langhoff – die z.B. versteckt in Schuhen, eingenäht in Kleidung oder über die Frauen der Gefangenen den Weg aus dem Lager fanden. In Deutschland war die Verbreitung des Liedes – egal in welcher Form – verboten, im Ausland hingegen konnte es von Exilanten ungehindert veröffentlicht werden. 

Weiterführende Hinweise:
Dokumentations- und Informationszentrum Emslandlager (Hg.), Das Lied der Moorsoldaten: Bearbeitungen – Nutzungen – Nachwirkungen, Audiobook, Papenburg 2008. 
Dr. Albrecht Dümling (Hg.), Entartete Musik, Eine Tondokumentation zur Düsseldorfer Ausstellung „Entartete Musik“ von 1938, Berlin 2002.

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