Hörfunkinterview mit Fritz Kortner (SFB, 1957)

Fotografie: Fritz Kortner, 1948
Hörfunkinterview mit Fritz Kortner (SFB, 1957)
Foto: Archiv des Deutschen Filminstituts – DIF e.V., © Objectivfilm – Gaza

Hörfunkinterview mit Fritz Kortner (SFB, 1957)

Immer, pausenlos war ich von der Hoffnung erfüllt, dass ich doch eines Tages, wenn der Anlass meines Weggehens vorüber ist, zurückkehre nach Deutschland.

Fritz Kortner, Interview im SFB, 1957


Fritz Kortner arbeitete zum Jahresende 1956 in Berlin an einer Hamlet-Inszenierung für das Schillertheater (Premiere: 13. März 1957). In einem insgesamt achtminütigen Hörfunkinterview wurde er hierzu befragt. Auffällig daran ist, dass seine nunmehr fast zehn Jahre zurückliegende Rückkehr aus dem amerikanischen Exil und ihre Bedeutung für seine jetzige Arbeit im Mittelpunkt stand.

Kortner reagierte dabei auf die Frage, inwieweit er „positive Skandale“ inszeniere zur Belebung des Theaters, mit einem knappen Entwurf seines theatralen Programms: Nicht seine Inszenierungen betrachtete Kortner als provokativ, sondern die inszenierten Texte selbst, deren Schockwirkung im nationalsozialistischen Theater „vernebelt“ und „vertuscht“ worden sei. Die Entwicklung des deutschen Theaters – weg von der Verharmlosung seiner Klassiker und hin zu einer bewegenden Kunstform – begriff der Regisseur Kortner als eine fordernde Aufgabe, wie er an anderer Stelle verdeutlicht: „Das Aufrütteln der Lethargischen, das Losrütteln aus der Konvention und Konfektion, in denen das nachhitlerische Theater leider so erfolgreich dahinsielt, ist so zermürbend.“

Der Interviewausschnitt verdeutlicht vor allem, wie stark der Regisseur seine künstlerische Position noch im Jahr 1957 in Opposition zum nationalsozialistischen Erbe versteht.

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