Oskar Kokoschka: Das rote Ei, Gemälde (1940/41)
Oskar Kokoschka: Das rote Ei, Gemälde (1940/41)
Ein Brathuhn, zum Verspeisen hergerichtet – die Tschechoslowakei -, fliegt davon und läßt ein rotes Ei auf den Teller fallen. Im Hintergrund brennt Prag, um den Tisch sitzen Mussolini und Hitler mit einem Soldatenhelm aus Papier, unter dem Tisch eine Katze mit Napoleonshut und Kokarde, dahinter der englische Löwe, dessen Schwanz wie ein Pfundzeichen eingerollt ist, auf einem Postament mit der Aufschrift „In Pace Munich“. Das Bild war in seiner Weise prophetisch.
Oskar Kokoschka, Mein Leben, 1971
In den Jahren 1939 bis 1941 schuf der Maler Oskar Kokoschka in seinem Londoner Exil das Gemälde Das rote Ei. Es gehört zu den politischen Bildern des Malers. Thema des Bildes ist die Zerschlagung der Tschechoslowakei 1939 infolge des Münchner Abkommens.
Auffällig sind die fratzenhaften Darstellungen Adolf Hitlers und Benito Mussolinis, die dem Bild einen satirischen Charakter verleihen. Hitler, welcher – den Mund weit aufgerissen – eine Hasstirade zu brüllen scheint, befindet sich am linken oberen Bildrand. Direkt vor ihm ist, über den Rand des Tisches laufend, eine Ratte dargestellt, die ihm – so könnte man meinen – gerade aus dem Mund gelaufen ist. Während sich am rechten Bildrand und diesen gänzlich ausfüllend der kolossale und aufgedunsene Kopf Mussolinis befindet, der überdies die Eiform in der Bildmitte wiederspiegelt.
Eine mögliche Aussage des Gemäldes ist, dass sowohl Frankreich, welches durch den dicken Kater symbolisiert wird, als auch England, repräsentiert durch den Löwen, der auf zwei Büchern mit den Worten ‚In Pace Munich’ thront, ihre Aufgabe als Schutzmächte nicht wahrnehmen.