Oskar Kokoschka: Anschluß - Alice im Wunderland, Gemälde (1942)
Oskar Kokoschka: Anschluß - Alice im Wunderland, Gemälde (1942)
Ich sage nochmals: Diese Bilder malte ich nicht, weil ich mich politisch in der oder jener Richtung engagiert fühlte. Ich blieb ja auch in England nur aus dem Grund, um den Krieg einmal von der anderen Seite der Barrikade zu sehen. Die Menschen gleichen sich.
Oskar Kokoschka, Mein Leben, 1971
Anschluß – Alice im Wunderland ist eines der politischen Bilder des Malers Oskar Kokoschka. Es entstand im englischen Exil. Er hatte das Bild zunächst ironisch Alice im Wunderland genannt, um ihm dann später die Bezeichnung Anschluß hinzuzufügen und hierdurch deutlich auf die Annexion Österreichs durch die Nationalsozialisten hinzuweisen.
Das Bild zeigt eine brennende Stadt im Hintergrund, es handelt sich dabei um Kokoschkas Heimatstadt Wien. Im Vordergrund rechts befindet sich, von einem Stacheldraht umzäunt, die nackte Alice mit Feigenblatt, die für die Wahrheit steht. Direkt neben ihr in der Bildmitte sind drei männliche Figuren, die die Geste der chinesischen Affen nachahmen: Nicht-Hören, Nicht-Sehen, Nicht-Sprechen. Die drei tragen je einen englischen, deutschen und französischen Stahlhelm. Kokoschka weist damit auf die Rolle aller drei Länder im Bezug auf das Schicksal Wiens hin. Sie wollen die Wahrheit nicht wissen von der durch sie mitverursachten Katastrophe, die sich in Kokoschkas Heimatstadt ereignet. Links im Vordergrund ist eine Frau zu sehen, die ein Baby mit Gasmaske auf dem Arm trägt und mit Entsetzen zur nackten Alice herüberblickt.
Anschluß – Alice im Wunderland kann als klare Kritik des Malers an der zögerlichen Haltung der Alliierten gegenüber der aggressiven Kriegspolitik Hitlers verstanden werden.