Otto Klemperer: Anton Bruckners 7. Symphonie (1936)
Otto Klemperer: Anton Bruckners 7. Symphonie (1936)
I cannot believe that an audience, like the American audience, having full understanding for Beethoven, Schubert and Wagner, should not appreciate Bruckner.
Otto Klemperer 1936 in seinem Vortrag vor Studenten in Los Angeles am 4. April 1936
In den Jahren 1936 und 1937 hielt der Dirigent Otto Klemperer in Los Angeles eine Reihe von Einführungsvorträgen zu Konzerten für Kinder und Jugendliche und für Studenten der Universität. Die Vorträge bezogen sich unter anderem auf Werke von Richard Wagner, Johannes Brahms, Robert Schumann, Felix Mendelssohn, Ludwig van Beethoven und Richard Strauss. Klemperer nahm dabei nicht nur die jeweiligen Kompositionen in den Blick, sondern es war ihm vor allem daran gelegen, den kulturgeschichtlichen Hintergrund der Werke und ihrer Komponisten zu vermitteln. Die Vorträge zeigen Klemperers tiefe Verbundenheit zur deutschen und österreichischen Musikkultur. Sein eigenes Ausgestoßensein aus dieser Musikkultur, sein Exil, erwähnt er dabei kein einziges Mal.
Besonders ausführlich sprach Klemperer am 4. April 1936 über Anton Bruckners 7. Symphonie. Bruckners Musik habe sich, so Klemperer, erst sehr spät im Konzertleben der USA durchgesetzt. Der Dirigent begründete dies unter anderem damit, dass „deutsche Kunst“ in den USA nach dem Ersten Weltkrieg zunächst als „verdächtig“ zurückgewiesen worden sei.
Die gleichen Vorbehalte trafen Bruckners Musik auch nach dem Ende des Nationalsozialismus: Nicht zuletzt die 7. Symphonie wurde im nationalsozialistischen Deutschland vielfach für politische Zwecke instrumentalisiert. Das Adagio der 7. Symphonie von Anton Bruckner erklang unter anderem nach der Bekanntgabe von Adolf Hitlers Tod am 1. Mai 1945 im Reichsrundfunk.