Paul Klee: Von der Liste gestrichen (1933)
Paul Klee: Von der Liste gestrichen (1933)
[…] ich bin jetzt ausgeräumt. Morgen Abend verlasse ich wahrscheinlichst diesen Ort. Es kommen dann die schönen Weihnachtstage, wo in jedem Kindskopf Glocken läuten. Ich bin in den letzten Wochen etwas älter geworden. Aber ich will nichts von Galle aufkommen lassen, oder nur humorvoll dosierte Galle. Das gibt’s bei Männern leicht. Frauen pflegen in solchen Fällen der Thränen.
Brief von Paul Klee an Felix und Ephrosina Klee, 22. Dezember 1933
Paul Klee, dessen Dessauer Wohnung der Meisterhaussiedlung des Bauhauses im März 1933 von SA-Männern durchsucht wurde, zog am 5. Mai 1933 mit zwei Möbelwagen nach Düsseldorf, obwohl er zuvor von der Düsseldorfer Akademie suspendiert worden war. Paul Klee unterschätzte die politische Situation zunächst und versuchte, den Glauben an ein normales Leben aufrechtzuhalten. Doch seine Entlassung von der Düsseldorfer Akademie im Herbst 1933 ließ alle Hoffnungen schwinden. Die Verträge mit den Galeristen in Deutschland konnten nicht verlängert werden, so dass sich Klee um Verträge mit Galerien im Ausland, bemühte. Am 23. Dezember ging er mit seiner Frau Lily Klee (geb. Stumpf) in das Schweizer Exil. Auf Ausstellungen in Mannheim, München, Erlangen, Chemnitz und Dresden wurden Bilder Paul Klees als Beispiele für angeblich misslungene Kunstwerke gezeigt. Bei den anschließenden Neuordnungen der Museen, z. B. in Erfurt, wurden Klees Werke, die als „entartete Kunst“ diffamiert wurden, entfernt.
Das hier gezeigte, auf schematisierte Farbfelder reduzierte Gesicht kann als Selbstporträt verstanden werden. Das schwarze Kreuz, der Stempel der Zensur und Vernichtung, bezieht sich auf die Entlassung Paul Klees von der Düsseldorfer Akademie bzw. auf seine Streichung von der Liste deutscher Künstler. Dabei trennen die Diagonalen die Farbflächen des Gesichtes und wirken strukturgebend. In den Jahren 1933/1934 verwendet Klee diese Art der Gliederung mehrfach. 1933 schuf Klee 482 Werke, mehr als in den Jahren zuvor.