Egon Erwin Kisch: Entdeckungen in Mexiko (1945)

Titelseite: Kisch, Entdeckungen in Mexiko
Titelseite von Egon Erwin Kisch: Entdeckungen in Mexiko, erschienen im Verlag El Libro Libre, Januar 1945
Akademie der Künste, Berlin, Heinrich-Mann-Archiv, Nr. 8067.

Egon Erwin Kisch: Entdeckungen in Mexiko (1945)

Ich sitze auf dem Trittbrett eines Autos und will skizzieren, was sich vor mir begibt. Mit grellem Hohn leuchtet das Modell auf mein Papier. […] Es ist kein Lebewesen und lebt dennoch in unausgesetzter Bewegung. Es ist ein geologisches, ein petrographisches oder ein mineralogisches, jedenfalls ein anorganisches Ding, und trotzdem tobt es und faucht es und grölt es und wirft mit Steinen um sich und leuchtet höhnisch auf das Papier, auf dem ich es festhalten will.

Egon Erwin Kisch, Bei der Geburt eines Vulkans (1943)


Egon Erwin Kischs 1945 im Verlag El Libro Libre in Mexiko-Stadt veröffentlichte Essays und Reportagen Entdeckungen in Mexiko waren sein zweites Buch in diesem Verlag, bereits 1942 war dort Marktplatz der Sensationen (1942) erschienen. Die Reportagen, die sein zweites Buch versammelte, waren seit Beginn der 1940er Jahre laufend in Exilzeitschriften, vor allem in der Zeitschrift Freies Deutschland erschienen. Sie informierten deutschsprachige Leser über das lateinamerikanische Land. Der Autor hatte seit Beginn seines Exils in Mexiko 1939 zahlreiche Reisen quer durch das Land unternommen und berichtete nun, wie sich hier vormals koloniale und jetzt moderne Erscheinungen miteinander verknüpften. Er schilderte seine Eindrücke auf unterhaltsame Weise. Sein Blick stellte sich auf den europäischen Erwartungshorizont der Leser ein, wenn er beispielsweise über die Geschichte der Bewohner, die große Landreform, den Umbau des Gesundheitswesens, und besonders über die Naturgeschichte von Mexiko schrieb. Er unterrichtete über die Geschichte der Vulkane und des Kaktus. Er gab Auskunft über die Produktion der wichtigsten landwirtschaftlichen Produkte, wie Mais, Baumwolle und den aus der Agave gewonnenen alkoholischen Saft „Pulque“. Seine Texte schmückte Kisch mit erfundenen Erzählungen. Schon in Berlin hatte man den tschechisch-deutschen Journalisten und Schriftsteller, der 1933 vor den Nationalsozialisten fliehen musste, als den „Rasenden Reporter“ bezeichnet, weil er immer überraschend dort auftauchte, wo es etwas Neues und Interessantes zu berichten galt.

Galerie