Hermann Kesten: Brief an Ernst Toller (23. März 1933)

Brief: Kesten an Toller, 1933
Brief von Hermann Kesten an Ernst Toller, Paris, 23. März 1933
Monacensia. Literaturarchiv und Bibliothek. München. HK B 2417 © Marian Strauss Houston

Hermann Kesten: Brief an Ernst Toller (23. März 1933)

Ich lebte nur sechs Wochen im Dritten Reich, aber das war eine Schule für einen Romancier, eine Vorhölle.

Hermann Kesten an Ernst Toller, 23. März 1933


Hermann Kesten Brief an Ernst Toller vom 23. März 1933 ist vermutlich der erste Brief Kestens aus dem Exil. Er verließ Berlin zwei Tage zuvor, am 21. März, mit mehreren Koffern in Richtung Paris. Seinen gesamten Besitz und seine über 4000 Bände umfassende Bibliothek ließ er in seiner 5-Zimmer-Wohnung in der Niebuhrstraße zurück.

In Paris nahm er ein Zimmer im selben Hotel, in dem auch Joseph Roth wohnte, bevor er für einige Wochen in der Wohnung von Joseph Breitbach unterkam, der sich auf einer Griechenlandreise befand. Von dort schrieb er Toller und stellte seine bange Frage „[...] und wovon werden wir leben?“ Er erzählt von Hausdurchsuchungen und einer gespenstischen, drückenden Stimmung in Berlin. Ernst Tollers Wohnung war bereits in der Nacht des Reichtagsbrands von der SA durchsucht worden. Ende Februar befand sich auch der Kiepenheuer Verlag in Auflösung. Mit Fritz H. Landshoff, der sich in Berlin die Wohnung mit Toller teilte, mit Hermann Kesten und seinem Kollegen Walter Landauer stieg die gesamte Führungsriege aus dem Verlag aus und ging kurze Zeit später ins Exil.

Von diesem Brief überliefert ist lediglich die hier gezeigte Abschrift Kestens vom Durchschlag des Typoskripts. In diese Abschrift nahm er 1964 Bearbeitungen für die Veröffentlichung des Briefes in dem Band Deutsche Literatur im Exil vor. 

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