Postkarte von Engelberg, Schweiz (um 1939)

Postkarte: Engelberg
Postkarte vom Parkhotel Sonnenberg in Engelberg, Georg Kaisers Unterkunft zu Beginn seines Schweizer Exils. Fotografie: Verlag K. Zurflüh, Engelberg
Akademie der Künste, Berlin, Georg-Kaiser-Archiv, Nr. 706

Postkarte von Engelberg, Schweiz (um 1939)

Georg Kaiser zu Beginn seines Schweizer Exils

Gestern war ein Tag der Lichterwunder. Das Engelberger Tal zeigte sich in unvergleichlichem Glanz.

Georg Kaiser an Caesar von Arx, Engelberg, 24. November 1939


Das Parkhotel Sonnenberg gehörte den Schwiegereltern des Schweizer Dramatikers Cäsar von Arx. Dort fand der Dramatiker Georg Kaiser, auf Einladung des Ehepaars von Arx im August 1938 zu Beginn seiner Emigration in der Schweiz, wie er an seine Frau Margarethe schrieb, „beste Aufnahme“, ein „Wohn- und Schlafzimmer mit großartiger Aussicht“. Von 1938 bis 1941, während der ersten Exiljahre, wohnte er mit Unterbrechungen in Engelberg. Mit von Arx unternahm er auch Skiausflüge in die umliegenden Berge. Zwischen Kaiser und von Arx entstand ein produktiver Austausch, es gab Pläne der Zusammenarbeit. Wiederholt setzte sich von Arx bei den Behörden für die Aufenthaltsbewilligung Kaisers ein, der unter dem oft abweisenden und schikanösen bürokratischen Umgang mit den Emigranten litt. Kaiser schrieb ihm am 28. September 1940 dankbar: „Sie haben mir die Schweiz geschenkt. Ich stehe immer in Ihrer Schuld.“

Doch trotz dieser Unterstützung und der von Julius Marx und anderen, war Kaisers Exil von tiefen schöpferischen wie existenziellen Krisen belastet. In seinen Briefen finden sich während depressiver Phasen oft düstere und despektierliche Bemerkungen über sein Gastland. So poltert er etwa im November 1944 in einem Brief an seine Zürcher Gastgeberin Frida Haller: „Kantonsvisum – das ist finsterstes Mittelalter. Ein innenpolitischer Rückstand sondergleichen. Dokument der Unfähigkeit sich selbst zu regieren. Wehe – dem Europäer, der in dieses Alpenland verschlagen wird.“ (Georg Kaiser, Briefe, 1980).

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