Georg Kaisers Das Floss der Medusa (1945) in der Theater-Zeitung Basel
Georg Kaisers Das Floss der Medusa (1945) in der Theater-Zeitung Basel
Das „Floß der Medusa“ und seine Aufführung war […] ein kühnes Experiment […]. Alle Kinder und besonders der Regisseur Pirk […] leisteten eine enorme Arbeit mit voller Hingebung ihrer Kräfte, um der Verwirklichung des Stücks sein Gesicht zu geben.
Ein Kritiker über die Uraufführung in den Basler Nachrichten, 26. Februar 1945
Georg Kaisers Schauspiel Das Floss der Medusa, benannt nach dem Gemälde Théodore Géricaults, wurde am 24. Februar 1945 am Stadttheater Basel uraufgeführt. Dass der Regisseur Robert Pirk die Inszenierung mit einem reinen Schülerensemble wagte, wusste Kaiser, der lange vergeblich auf eine Bühnenaufführung gehofft hatte, als „mutiges Unterfangen“ zu schätzen. Die Theater-Zeitung des Stadttheaters Basel verzeichnete die Mitwirkenden dieser als Gastspiel zugunsten der Flüchtlingshilfe angekündigten Inszenierung, allesamt Schülerinnen und Schüler von Basler Lehranstalten.
Eine Zeitungsmeldung über eine Schiffskatastrophe, die Versenkung des britischen Dampfers „City of Benares“ mit über 200 Passagieren an Bord, darunter vielen Kindern, die aus London nach Kanada gebracht werden sollten, durch ein deutsches U-Boot am 17. September 1940, war für den Autor zum Auslöser für das Drama geworden. Er schrieb einen Vorspruch zum Stück, der in der Vorankündigung abgedruckt wurde.
Das Floss der Medusa wurde, obgleich in Basel nur mäßig besucht, von der Kritik in den Zeitungen positiv aufgenommen und bald in einer öffentlichen Abendvorstellung am 19. März 1945 wiederholt. Das Thema, die Preisgabe der Humanität in einer Extremsituation, wurde klar auf den noch immer andauernden Zweiten Weltkrieg bezogen und traf durchaus den Nerv der Zeit.