Georg Kaiser, Das Floss der Medusa, Manuskript
Georg Kaiser, Das Floss der Medusa, Manuskript
Und wir müssen den schmerzlichen Sieg des Bösen unter diesen Kindern, die mitleidlos vom totalen Krieg erfasst worden sind, miterleben. Erschüttert werden wir der eigenen Schuld bewußt. Das ist das Große an dieser Kindertragödie von Georg Kaiser; dadurch wird sie zum packenden Dokument unserer Zeit.
Rezension der Uraufführung von Georg Kaisers Das Floss der Medusa, Der Bund, 27. Februar 1945
Georg Kaisers immense Schaffenskraft ist auch nach 1933 und in den sieben Jahren seines Schweizer Exils ungebrochen. Insgesamt neun Dramen entstehen zwischen 1938 und 1945, die u.a. in Basel und Zürich zur Aufführung kommen, bei Querido und Oprecht erscheinen. Darunter zum einen das von Kurt Hirschfeld in Zürich aufgeführte antimilitaristische Stück Der Soldat Tanaka (UA 1940), das infolge der Intervention des japanischen Gesandten und unter der Begründung der zur Neutralität verpflichteten Schweiz jedoch nach wenigen Aufführungen abgesetzt wird. Zum andern die in Basel uraufgeführte Kindertragödie Das Floss der Medusa (UA 1945), an dessen Ursprung eine Zeitungsmeldung aus dem Jahr 1940 über die Torpedierung eines Flüchtlingsschiffes steht, das Kinder von England nach Kanada evakuieren sollte. Beide Stücke sind pazifistisch-anklägerische Zeugnisse eines Zeitalters der Inhumanität: „Die Anklage des Dichters richtet sich jetzt nicht mehr gegen seine politischen Feinde oder gegen ein bestimmtes System, sondern gegen die Menschheit an sich und gegen die ganze verfehlte Geschichte des Abendlandes.“ (Schürer 1973, S. 279) Das nebenstehende Exponat zeigt eine Collage der ersten fünf Blatt des im Schweizerischen Literaturarchiv aufbewahrten Manuskripts Das Floss der Medusa mit Streichungen und Korrekturen des Autors.
Weiterführende Literatur:
Schürer, Ernst: Verinnerlichung, Protest und Resignation. Georg Kaisers Exil. In: Die deutsche Exilliteratur 1933–1945. Hg. von Manfred Durzak. Stuttgart 1973, S. 263–281.
Mittenzwei, Werner: Exil in der Schweiz. Frankfurt am Main: Röderberg-Verlag 1979, S. 267-281.
Kunst und Leben. Georg Kaiser (1878–1945). Hg. von Sabine Wolf. Berlin: Akademie der Künste 2011.