Hein Heckroth: Zeichnung zu Kurt Jooss’ Ballett Pandora (1943)

Zeichnung: Pandora
Zeichnung von Hein Heckroth zu Kurt Jooss’ Ballett Pandora (1943)
Theaterwissenschaftliche Sammlung der Universität zu Köln, mit freundlicher Genehmigung der Hein-Heckroth-Gesellschaft

Hein Heckroth: Zeichnung zu Kurt Jooss’ Ballett Pandora (1943)

Ein ornamentaler Entwurf für eine mythische Figur

Heckroths surreal anmutende Kostüme und Masken mit ihren symbolischen Farben und Accessoires geben den Figuren das typisierende Erscheinungsbild und verdichten Aussage, Wirkung und oft düstere Atmosphäre des ganz auf dekorationsloser Bühne getanzten Werkes.

Patrica Stöckemann, Etwas ganz Neues muss entstehen, 2001


Am 26. Januar 1944 feierte das von Kurt Jooss erarbeitete Ballett Pandora im Arts Theatre in Cambridge Premiere. Mit ihm knüpfte der 1933 emigrierte Choreograf an die gesellschaftskritischen Stücke an, mit denen er bereits in den 1930er Jahren große Erfolge gefeiert hatte: Der grüne Tisch (1932), The Mirror (Der Spiegel, 1935) und Chronica (1939). Im Rückgriff auf die antike Mythologie formulierte Jooss auch in diesem Werk ein humanistisches Credo, das sich in der Absage an materielle Versprechungen und der Suche nach spiritueller Wahrheit offenbart. Die gierig geöffnete, sprichwörtlich gewordene Büchse der Pandora, die alles Unheil über die Welt bringt, wird zu einem Sinnbild für den Schrecken des Zweiten Weltkriegs. Das dämonische Übel kann zum Schluss nur durch jugendliche Tatkraft und kluge Besonnenheit überwunden werden.

Für Pandora arbeitete Kurt Jooss zum wiederholten Male mit dem deutschen Bühnenbildner und Designer Hein Heckroth zusammen, mit dem ihn seit 1924 eine lange berufliche Partnerschaft verband. Heckroth, der nach einem Exil-Zwischenspiel in Frankreich 1935 wieder zu den Ballets Joos im englischen Dartington gestoßen war, erlangte später Weltruhm durch die oscarprämierte Ausstattung des in London gedrehten Tanzfilms The Red Shoes (Die roten Schuhe, 1948). Seine vorliegende Figuren-Skizze zu Jooss’ Ballett zeigt eine phantastisch verklärte Dämonengestalt, deren Fratze durch einen furchteinflößenden Maskenhelm verborgen bleibt.

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