Kurt Jooss: Notiz zum Ballett Chronica (1939)

Notiz: Kurt Jooss, Chronica
Notiz des Choreografen Kurt Jooss zum Ballett Chronica, 1939
Deutsches Tanzarchiv Köln, mit freundlicher Genehmigung des Kurt Jooss Estate

Kurt Jooss: Notiz zum Ballett Chronica (1939)

Ich bin ein ungebogener Stückeschreiber. Ich denke in Theater, und da kann man das Denken nicht beiseite schieben. Ich brauche Libretti, die griffig und packend sind, und ich brauche das Wissen um das Umsetzen der Dramaturgie eines Librettos in Bewegung und Emotionen.

Kurt Jooss zitiert nach Susanne Schlicher,Tanztheater, 1987


Das im Frühjahr 1939 im englischen Exil entstandene Stück Chronica reiht sich thematisch in eine Reihe von Werken des Choreografen Kurt Jooss ein, die Macht- und Herrschaftsstrukturen zum Gegenstand haben.
Bereits 1932 präsentierte sich Jooss mit dem Stück Der Grüne Tisch als Kriegsgegner und stellte die tödliche Konfrontation des Einzelnen mit dem Herrschaftssystem dar.

Chronica spielt im Italien des 15. Jahrhunderts und hatte vordergründig keine Bezüge zu aktuellen Diktaturen. Die zeitgenössische Kritik war sich jedoch einig, dass Chronica als Kritik am nationalsozialistischen Deutschland zu verstehen war.

Fortunato, der Tyrann des Stücks, läutert sich im Laufe der Handlung und verhindert durch sein Selbstopfer weitere Katastrophen. Während Jooss in England einen Typrannen auf der Bühne zeigte, der zur Besinnung fähig war, konterkarierte der Verlauf des Zweiten Weltkrieges diese Hoffnung.

Das Stück wurde in der englischen Presse sehr positiv besprochen. Trotz des Erfolgs blieb das Stück nur bis 1942 im Repertoire.

Diese Seite mit Tanznotation verfasste Jooss auf dem englischen Gut Dartington Hall, das ihm und seiner Kompanie von einer Mäzenin für Tanzproben und als Wohnsitz zur Verfügung gestellt wurde.

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