Fotografie von der Familie Jooss und Rudolf von Laban (um 1938)

Fotografie: Familie Jooss und Rudolf von Laban
Fotografie von der Familie Jooss und Rudolf von Laban (um 1938)
Deutsches Tanzarchiv Köln, mit freundlicher Genehmigung des Kurt Jooss Estate

Fotografie von der Familie Jooss und Rudolf von Laban (um 1938)

Ein Schnappschuss im englischen Exil

Diese neue „Sprache“ des Tanzens, der Sie sich in Ihren Balletten bedienen, ist – wenn ich so sagen darf – unser gemeinsames Werk. Und hier muss ich Ihnen danken für die lebhafte Elastizität, mit der Sie die unzähligen Bewegungsformen verwenden, die ich mein Leben lang von den Einflüssen einer leeren Tradition zu befreien mich bemühte.

Rudolf von Laban in einem Brief an Kurt Jooss, Weihnachten 1938


Nachdem Kurt Jooss im Jahr 1934 mit dem Aufbau einer Tanzschule im britischen Dartington begonnen hatte, avancierte die dortige Jooss-Leeder School of Dance bald zu einem populären Zentrum emigrierter deutschsprachiger Tanzkünstler. Jooss versammelte hier seine alten Weggefährten wie den Komponisten Fritz Cohen und den Ausstatter Hein Heckroth um sich, ebenso junge Ballett-Tänzer wie Hans Züllig oder Ulla Söderbaum. Ende Februar 1938 holte er auch seinen einstigen Mentor, den fast 60 Jahre alten Choreografen Rudolf von Laban zu sich nach England. Von einer Kongressreise nach Paris im August 1937 war Laban, der vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten eine prominente Rolle in der deutschen Tanzszene innegehabt hatte, auf Anraten von Freunden nicht mehr nach Deutschland zurückgekehrt; seither hatte er in der französischen Hauptstadt am Rande des Existenzminimums gelebt.

In Dartington wohnte Laban, der gesundheitlich entkräftet war und zunächst mühevoll Englisch erlernen musste, zunächst im privaten Wohnhaus von Kurt Jooss und seiner Ehefrau Aino Siimola. Auf der abgebildete Fotografie ist der Neuankömmling zusammen mit seinen Gastgebern im Garten von Dartington zu sehen. Für Jooss’ Tochter Anna, rechts im Bild, hatte Laban 1931 die Taufpatenschaft übernommen. Nach dem Krieg gründete er eine eigene Tanzschule in Manchester, an der er bis zu seinem Tod 1958 wirkte. Seine ästhetischen Ideen sah Laban vor allem auch in den Exil-Balletten von Kurt Jooss kongenial umgesetzt.

Galerie