Friedrich Hollaender: Brief an Marlene Dietrich (undatiert)
Ich bin die fesche Lola, der Liebling der Saison! / Ich hab' ein Pianola zu Haus' in mein' Salon / Ich bin die fesche Lola, mich liebt ein jeder Mann / doch an mein Pianola, da laß' ich keinen ran!
Marlene Dietrich, Ich bin die fesche Lola, Der blaue Engel (1930)
Schon bei der ersten Zusammenarbeit von Friedrich Hollaender und Marlene Dietrich hatte sich gezeigt, dass die beiden ein gutes Team bildeten: Der blaue Engel (1930) wurde sowohl für die Schauspielerin als auch für den Komponisten ein Welterfolg. Dietrich zog daraufhin nach Hollywood, Hollaender wurde ein vielbeschäftigter Filmkomponist. Nach Machtantritt der Nationalsozialisten ging auch er ins amerikanische Exil und konnte dort dank seiner Kontakte sofort wieder mit der Arbeit beginnen. Schon das erste Projekt, The Song of Songs (dt. Das hohe Lied, 1933), brachte ihn erneut mit Marlene Dietrich zusammen, und auch für die Komödie Desire (dt.: Perlen zum Glück, 1936), in der die deutsche Schauspielerin zusammen mit Gary Cooper zu sehen war, schrieb er die Musik.
In dem Film gibt es eine Szene, in der die elegante Betrügerin Madeleine am Klavier sitzt und für den in sie verliebten und völlig ahnungslosen Tom singt. Zuvor hat ihr Komplize Carlos (John Halliday) Zaubertricks gezeigt. Die Handlung ist also geblieben wie geplant, und Hollaenders in diesem Brief skizzierte Idee, wie man Marlene Dietrich, die viel lieber im Stehen oder in Bewegung sang, mehr Freiheit geben könnte, war nicht umgesetzt worden.
Der letzte gemeinsame Film der Schauspielerin und des Komponisten war Billy Wilders A Foreign Affair (dt. Eine auswärtige Affäre, 1948). Die hierfür komponierten Lieder „Black Market“, „Ruins of Berlin“ und „Illusions“ gehörten ebenso wie die Hits aus dem Blauen Engel „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ und „Ich bin die fesche Lola“ von da an zum Standard-Repertoire von Marlene Dietrich.