Manfred Henninger: Ronco im Winter, Gemälde (1943)

Gemälde: Manfred Henninger, Ronco im Winter
Manfred Henninger: Ronco im Winter, 74 x 100 cm, 1943
Galerie der Stadt Kornwestheim, mit freundlicher Genehmigung von Agnes Henninger

Manfred Henninger: Ronco im Winter, Gemälde (1943)

Nirgends habe ich deutlicher das Gefühl gehabt der Weltschöpfung beizuwohnen als hier, wo alle Weltgegenden und alle Klimaten sich zusammengedrängt zeigen. Ich konnte diese Landschaft nie lieblich finden, dagegen ist sie voller Eigenwilligkeit, bizarr, voller Schöpfungsenergien, immer in sichtbarer, aufregender Verwandlung.

Manfred Henninger, Ein Bekenntnis zur Malerei, 1947


Ab Herbst 1936 verbrachte Manfred Henninger seine ihm seit 1933 von den Nationalsozialisten  aufgezwungene Emigration im Tessin. Das Wesen dieses Landstriches berührte den Künstler tiefgreifend und regte ihn zu Landschaftsgemälden an. 1943 entstand der Blick über das winterliche Ronco hinab auf den Lago Maggiore und die dahinter aufragenden Berge.

Henninger führte das Gemälde mehrheitlich aus kurzen, parallel geführten Pinselstrichen aus, was an das Vorgehen von Paul Cézanne erinnert, mit dem sich der Maler zu jener Zeit auseinandersetzte. Ebenso hat die Forschung hinsichtlich Ronco im Winter auf Anleihen bei Lovis Corinths Walchensee-Gemälden hingewiesen. Henninger besuchte dessen Witwe nachweislich 1939. „Beim Aufsetzen des Grün, Weiß oder Rot oder beim Schwarz empfinde ich mein ganzes Wesen beteiligt“, beschrieb der Künstler 1947 im Bekenntnis zur Malerei seinen Malprozess und warb dafür, die Farbigkeit seiner Werke weniger als naturalistische Schilderung zu begreifen, als sie vielmehr in ihrer Auswirkung auf das menschliche Gemüt zu beurteilen.

Technisch gesehen ist der Farbauftrag von Ronco im Winter pastos und wurde in mehreren Schichten übereinander vollzogen. Henninger malte oftmals über Wochen an einem Gemälde im Freien. Ab 1942 besaß der Emigrant auch ein kleines Behelfsatelier in Losone. Dort malte er in den Kriegsjahren in der Umgebung internierte Soldaten aus Afrika und Indien, die wie Henninger selbst im Tessin eine Zuflucht gefunden hatten.

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