Manfred Henninger: Hafen in Ibiza, Gemälde (um 1934)
Manfred Henninger: Hafen in Ibiza, Gemälde (um 1934)
Sofort nach meiner Ankunft auf der Insel richtete ich mich in einem halbfertigen Neubau am Hafen ein und malte die Aussicht von den Balkonen aus auf die Stadt, den Hafen und das Meer. Die Helligkeit und Buntheit des Lebens war mir neu und ich kam nie aus dem Staunen heraus.
Manfred Henninger, Ein Bekenntnis zur Malerei, 1947
Nachdem der Maler Manfred Henninger Deutschland am 3. März 1933 fluchtartig aufgrund seiner aus politischen Gründen drohenden Verhaftung durch die Nationalsozialisten verlassen hatte, verschlug es ihn über die Schweiz und Frankreich nach Spanien. Im Spätsommer jenes Jahres entschied er sich, mit seiner Familie wegen der niedrigen Lebenshaltungskosten längere Zeit auf Ibiza zu bleiben.
Henningers Gemälde Hafen von Ibiza zeigt aus erhöhter Perspektive den Blick auf ein abgetakeltes Segelschiff mit weißem Rumpf, das gerade an der Kaimauer entladen wird. Die Emsigkeit des Treibens durch Mensch und Tier verdeutlichte der Maler mittels flotter, gekonnt gesetzter Pinselstriche. Hinter dem Schiff erstreckt sich das Hafenbecken, welches von einer bebauten Küstenlinie und einer Bergkette am Horizont begrenzt wird. „In Spanien hat meine Palette ihre höchste Helligkeit erreicht, bedingt durch die Wirkung des strahlenden Lichtes der Aussenwelt“, benannte Henninger rückblickend eine Tatsache, die das Bild Hafen von Ibiza zu veranschaulichen vermag (Henninger, Ein Bekenntnis zur Malerei, 1947).
Insgesamt schuf der Emigrant in seinem Exil auf Ibiza einen bedeutenden Werkkomplex von rund 300 Gemälden, darunter auch zahlreiche Porträts, für welche er sich im Garten seiner ersten Unterkunft extra ein beschattetes Atelier aus Bambusstangen gebaut hatte. Beim Herannahen des Spanischen Bürgerkrieges 1936 und der kurzentschlossenen Flucht mussten nahezu alle auf der Insel entstandenen Kunstwerke zurückbleiben. Nur einen Teil von ihnen erlangte Henninger in den 1950er Jahren wieder.