Manfred Henninger: Brief an Wolfgang Brachert, Rektor der Kunstakademie Stuttgart, Entwurf (7. September 1949)
Manfred Henninger: Brief an Wolfgang Brachert, Rektor der Kunstakademie Stuttgart, Entwurf (7. September 1949)
Am 7. September 1949 verfasste Manfred Henninger einen kurzen Brief an den Rektor der Stuttgarter Kunstakademie, Wolfgang Brachert. Im besagten Schreiben bedankte sich der Künstler für seine Berufung an die Lehranstalt und versprach: „Was in meiner Kraft steht, junge Menschen für die Kunst auszubilden, werde ich tun.“ Kurz darauf remigrierte Manfred Henninger nach 16 Exiljahren nach Deutschland.
Der Emigrant hatte sich schon im Oktober 1945 um eine Professur an der Kunstakademie seines früheren Wohnortes beworben, weil ihm dies ein Herzensanliegen war. Henningers Eingabe war jedoch mit knappen Worten abgewiesen worden. Die nachfolgend von ihm verfassten Antwortschreiben, die sich im Nachlass des Malers erhalten haben, künden von der Vehemenz, mit der er damals auf eine Rückkehr in sein Heimatland, verbunden mit einer akademischen und entlohnten Anstellung, hoffte – und wie sehr ihn die Absage enttäuschte. Weil der Ruf nicht erfolgte, regelte Henninger sein Schweizer Exilleben neu. Er zog 1947 aus einer Mühle, die ihm seit 1936 als Wohnstätte gedient hatte, in den nahegelegenen Ort Verscio. Die sich daraus ergebende räumliche Nähe zu dem Mythenforscher Karl Kerényi bestärkte Henningers pantheistisches Weltbild. Im selben Jahr publizierte er die Schrift Bekenntnis zur Malerei, welche die Summe seiner künstlerischen Entwicklung bis zu diesem Zeitpunkt zog.
Diese Veröffentlichung legte Henninger im September 1949 auch dem Schreiben an Akademiedirektor Brachert bei, mit welchem er die schließlich doch noch erfolgte Berufung nach Stuttgart erfreut annahm.