Reisepass der Tschechoslowakischen Republik für John Heartfield (1938)
Reisepass der Tschechoslowakischen Republik für John Heartfield (1938)
Sie bürgern nicht nur jeden in ihre Konzentrationshöllen ein, der nur leise wagt, den Mund gegen sie zu öffnen. Sie – bürgern auch aus! Sie trachten so, die ihrem blutigen Arm bisher entronnen sind, zu treffen, sie erklären sie so für vogelfrei.
John Heartfield in der Prager Exilzeitung Gegenangriff vom 28. November 1934
Mit seinem tschechoslowakischen Reisepass konnte der kommunistische Grafiker John Heartfield 1938 in letzter Minute aus Prag nach Großbritannien ausreisen. Heartfield war im Frühjahr 1933 aus Deutschland ins Exil nach Prag geflohen. Dort arbeitete er vor allem für die Arbeiter-Illustrierte-Zeitung (AIZ) sowie den kommunistischen Malik Buchverlag. Selbst in Prag versuchte die Führung der NSDAP über die Gestapo und die deutsche Botschaft, die Arbeit Heartfields zu behindern. Gegen die Zeitschrift AIZ führte die deutsche Presse eine von Goebbels inszenierte Kampagne. Heartfield und seine Freunde wurden bespitzelt, eine Ausstellung von Heartfield in Prag auf Druck der deutschen Regierung geschlossen.
Im September 1934 unterzeichnete John Heartfield zusammen mit seinem Bruder Wieland Herzfelde und Künstlern wie Heinrich Mann, Alfred Kerr und Erwin Piscator einen Aufruf an die Bevölkerung des Saarlandes, gegen die bevorstehende Angliederung des Gebiets an das Deutsche Reich zu stimmen. Die nationalsozialistische Regierung bürgerte daraufhin alle Unterzeichner der Erklärung aus. Die Gestapo versuchte ab 1938 verstärkt mit Hilfe der tschechischen Polizei, den in Deutschland gesuchten Heartfield verhaften zu lassen. Durch das Münchener Abkommen und die Besetzung des Sudetenlandes kamen die Nationalsozialisten in gefährliche Nähe der Exilanten in Prag. Ihnen blieb nur die erneute Flucht.