John Heartfield: Göring der Henker des Dritten Reichs (September 1933)
John Heartfield: Göring der Henker des Dritten Reichs (September 1933)
Er hat mit seiner Kunst eine ganze Generation beeinflußt – und sogar im Dritten Reich treibt man Propaganda auf seine Art. Man ist sich bei den Henkern im Lande genau darüber im klaren, was für eine unschätzbare Waffe Heartfields Montage ist. Sie wissen welchen Feind sie in dem kleinen, unscheinbaren Johnny haben. Sie hassen ihn wie kaum einen anderen, und wehe, wenn sie seiner habhaft werden!
Oskar Maria Graf in der Exilzeitung Deutsche Volkszeitung, 1938
Der blutverschmierte Hermann Göring steht in einer Schlachterschürze vor dem brennenden Reichstag. Mit dieser Titelseite erschien im September 1933 die von Willi Münzenberg herausgegebene Arbeiter-Illustrierte-Zeitung (AIZ). Die Zeitschrift bezog sich auf den beginnenden Prozess gegen den Niederländer Marinus van der Lubbe. Dieser war angeklagt worden, den Reichstag in Brand gesetzt zu haben. Die Fotomontage für die Titelseite gestaltete der Grafiker John Heartfield. Er prangerte damit die Verfolgung politischer Gegner des Nationalsozialismus an. Unmittelbar nach dem Brand Ende Februar 1933 warf die nationalsozialistische Regierung den Kommunisten vor, das Feuer im Rahmen einer Verschwörung gelegt zu haben. Unter diesem Vorwand verfolgten Polizei und SA-Leute Angehörige von KPD und SPD und verschleppten sie in improvisierte Konzentrationslager. Als kommissarischer Innenminister des Landes Preußen leitete Hermann Göring die Verfolgung vor allem in Berlin.
Viele Oppositionelle flohen daraufhin ins Ausland, auch John Heartfield. Aus dem Exil in Prag bekämpfte er die nationalsozialistische Regierung mit zahlreichen Collagen und Grafiken für politische Bücher und Zeitungen im Exil. Auch die AIZ war 1933 vollständig nach Prag verlegt worden. Das Bild Der Henker wurde von Heartfield auch für die Umschlaggestaltung des Braunbuchs über Reichstagsbrand und Hitler-Terror verwendet, das 1933 in Paris erschienen war.