Martin Gumpert: Emigrant in despair (1939)

Manuskript: Martin Gumpert, Emigrant in despair
Martin Gumpert, Emigrant in despair, Manuskript, Yaddo 1939
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, EB autograph 258, © Nina Parris

Martin Gumpert: Emigrant in despair (1939)

Ein Gedicht zwischen zwei Sprachen

Wer ist dabei? Unser Freund Martin Gumpert, Arzt, Dichter, Biograph, Erzähler; ein sehr ruhiger Mann mit runder Buddha-Miene, kleinem Mund und dunklen, starken Augen.

Klaus Mann über die Emigrantenrunde im Hotel Bedford, New York, Der Wendepunkt, 1952


Im Gedicht von Martin Gumpert mischen sich Muttersprache und Fremdsprache des „verzweifelten Emigranten“. Keine der beiden ist mehr angemessen, um auszudrücken, was zu sagen ist. Hält der Emigrant in der fremden Umgebung an seiner Muttersprache fest, bleibt er ungehört. Bedient er sich der neuen Sprache, sieht er sich auf die Ausdrucksfähigkeit eines Kindes zurückgeworfen.

Der Schriftsteller und Arzt Martin Gumpert war 1936 von Berlin aus nach New York ins Exil gegangen und hatte dort eine dermatologische Praxis eröffnet. Er veröffentlichte fortan in beiden Sprachen: Lyrik und literarische Prosa auf Deutsch, medizinische Fachtexte und Journalistisches auf Englisch. Wie der Schriftsteller Richard A. Bermann (alias Arnold Höllriegel), dem das Gedicht gewidmet ist, hielt sich auch Gumpert im Sommer 1939 in der Künstlerkolonie Yaddo in Saratoga Springs auf. Er war auf Empfehlung von Erika Mann dorthin eingeladen worden. Während Bermann hier an seiner Autobiographie Die Fahrt auf dem Katarakt arbeitete, widmete sich der engagierte Mediziner Gumpert seinem Buch Heil Hunger! Health under Hitler. Mit dieser Schrift wollte er die breite Öffentlichkeit auf die nationalsozialistische Propaganda der „Volksgesundheit“ aufmerksam machen, was ihm auch gelungen ist. Das Buch erschien 1940 in den USA und in England.

Galerie