Lea Grundig: Blick auf den Hafen von Haifa von der „Patria“ aus, Grafik (1940)

Grafik: Lea Grundig, Patria
Lea Grundig (geb. Langer), Blick auf den Hafen von Haifa vom Flüchtlingsschiff „Patria“ aus, November 1940, Feder, Tinte
Akademie der Künste, Berlin, Kunstsammlung, Inv.-Nr.: Lea Grundig 2448, © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Lea Grundig: Blick auf den Hafen von Haifa von der „Patria“ aus, Grafik (1940)

Der Untergang des Flüchtlingsschiffs

Draußen, im Lande, kämpfte man um uns. Züge von Menschen forderten unsere Aufnahme, aber der High Commissioner, der Beauftragte Seiner Britischen Majestät, die Regierung Palästinas, wollte uns nicht einlassen. Wie ein Packen mit einer falschen Adresse wurden wir zurückgewiesen. […] Tage voll schmerzvollen Staunens, voll der verzweifelten Erkenntnis: Wir sind gar nicht angekommen.

Aus den Lebenserinnerungen von Lea Grundig, 1958


Die Künstlerin Lea Grundig wollte nicht ins Exil gehen, wurde 1939 jedoch von den nationalsozialistischen Behörden abgeschoben. So begann eine Odyssee durch Europa, die schließlich 1940 auf dem Flüchtlingsschiff Pacifique im Seegebiet von Palästina (vor Haifa) endete. Doch die Flüchtlinge – die als illegale Einwanderer galten – durften nicht an Land, sondern sollten zur britischen Kolonie Mauritius gebracht werden. Hierfür erfolgte die Umschiffung auf die Patria, die am 24. November durch eine Explosion an Bord innerhalb weniger Minuten sank. 267 Flüchtlinge kamen ums Leben, hunderte wurden verletzt. Für den Anschlag waren Mitglieder der Hagana verantwortlich. Sie wollten die Deportation nach Mauritius verhindern und das Schiff fahruntauglich machen. Da der Sprengstoff für das marode Schiff jedoch falsch berechnet worden war, kam es zu dem verheerenden Unglück.

Kurz zuvor hatte Lea Grundig den Blick von der Patria auf die Hafenstadt Haifa festgehalten. Zu sehen sind einige Schiffe und Boote, die im Hafen liegen, der Küstenstreifen mit seinen Häusern sowie die Ausläufer des Karmel Gebirges. Unterzeichnet hat die Künstlerin das Blatt mit „Langer“, ihrem Mädchennamen, da es 1940 zur Zwangsscheidung von ihrem Mann Hans Grundig kam.

Palästina sollte die Zukunft der Flüchtlinge sein, doch man nahm die Überlebenden der Katastrophe – zu denen auch Lea Grundig gehörte – nur unter Zwang auf und brachte sie in das Internierungslager Atlit.

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