Alexander Granach in der Rolle des russischen Kommissars im Film Ninotschka, Fotografie (1939)
Denk mal, abgesehen von allem Politischen, es ist das Volk Dostojewskis, Gorkis, es ist das Gott und der Erde am nächsten liegende Volk. Und was da vorgeht, um der Welt ein anderes Gesicht zu geben. Man muss hin.
Alexander Granach, Brief an Lotte Lieven, Juli 1934
Erst vor wenigen Monaten in den USA angekommen, wurde dem Schauspieler Alexander Granach gleich von seinem alten Freund aus Berliner Zeiten, Ernst Lubitsch, eine größere Rolle angeboten. An der Seite von Greta Garbo sollte er einen russischen Kommissar spielen. Greta Garbo hatte die Rolle einer Parteifunktionärin, die nach Paris reist, um dort konfiszierte Juwelen zu verkaufen. Der Kommissar, der mit zwei Kollegen nach Paris reist, um den Prozess zu überwachen, zeigt sich begeistert von der Warenvielfalt in Frankreich und beginnt am Kommunismus zu zweifeln.
Durch den Erfolg von Ninotschka wurde Granach über Nacht berühmt. Mit diesem Film klang 1939 eine Welle von Anti-Sowjetfilmen ab, die in den 1930er Jahren produziert wurden. In der auf leichte Unterhaltung ausgelegten Komödie sollte dem Zuschauer vermittelt werden, dass niemand, der einmal die Freuden des Kapitalismus kennengelernt hat, weiterhin überzeugter Kommunist sein könne.
Für Granach, der bis zu seiner Ankunft in Hollywood überzeugter Kommunist war, bedeutete die Mitarbeit an dem Film ein moralisches Dilemma: Wohl war er dankbar für das Angebot, auch hatte seine kommunistische Haltung durch seine Verhaftung im Zuge der stalinistischen Säuberungen im Jahr 1937 erheblichen Schaden genommen – dennoch hielt Granach zunächst weiter an seinen Sympathien für den Kommunismus fest. Noch kurz vor seiner Festname hatte Granach einen Artikel in einer russischen Zeitung veröffentlicht, der seine Begeisterung für das „Mütterchen Russland“ und den Kommunismus ausdrückte. Wie er in Briefen an seine Freundin bemerkte, belastete ihn die Arbeit an Ninotschka dennoch. Nachdem er einige Jahre in den USA gelebt hatte, rückte Granach zunehmend ab von seiner kommunistischen Einstellung und lobte die Freiheit, die er dort erlebte.