Oskar Maria Graf: The Life of My Mother, Erstausgabe (1940)
Oskar Maria Graf: The Life of My Mother, Erstausgabe (1940)
Das ist ein wahres Monument der Pietät und Liebe und in seiner Art ein klassisches Buch. Gewiß werden später die deutschen Schulkinder daraus in ihren Lesebüchern finden.
Thomas Mann an Oskar Maria Graf, 1948
Im November 1940 erschien im kleinen New Yorker Verlag Howell, Soskin & Co. Oskar Maria Grafs Buch The Life of My Mother. Pläne für ein Buch „Geschichten von meiner Mutter“ hatte Graf bereits in den 1920er-Jahren. Doch erst 1937 im Exil in der Tschechoslowakei, drei Jahre nach dem Tod seiner Mutter Therese, begann er intensiv mit der Ausarbeitung. Bei den Vorarbeiten korrespondierte er aus dem Exil mit seiner älteren Schwester Resl und bat sie brieflich um detaillierte Angaben zur Familiengeschichte. Grafs Hauptwerk über seine Heimat und seine Familie entstand in der Ferne der Emigration jedoch zum größten Teil aus der Erinnerung.
Durch die Übersiedelung nach New York wurde die Arbeit 1938 unterbrochen. Mit dem ersten in Brünn fertiggestellten Teil nahm Graf am literarischen Preisausschreiben der American Guild for German Cultural Freedom teil, das eine Veröffentlichung in einem amerikanischen Verlag versprach. Nachdem sich die Hoffnung auf den Preis zerschlagen hatte, gelang es ihm, sein Buch während eines zweimonatigen Stipendienaufenthalts in der Künstlerkolonie Yaddo im Juli 1940 abzuschließen.
Der Roman über das einfache Leben seiner Mutter, ein Gegenentwurf zur nationalsozialistischen Blut-und-Boden-Literatur, blieb für Graf das Buch, mit dem er sich zeitlebens am meisten identifizieren konnte. Trotz eines breiten positiven Echos in der amerikanischen Presse blieb der Verkaufserfolg aus. Die erste deutschsprachige Ausgabe erschien 1946 im Kurt Desch Verlag, München.