Gisèle Freund: Porträtfotografie von Walter Benjamin (1937)

Fotografie: Walter Benjamin, Philosoph
Walter Benjamin in der Nationalbibliothek in Paris, 1937, aufgenommen von Gisèle Freund
© bpk | IMEC, Fonds MCC | Gisèle Freund

Gisèle Freund: Porträtfotografie von Walter Benjamin (1937)

Ich gab keineswegs vor, Kunstwerke zu schaffen oder neue Formen zu erfinden, ich wollte zeigen, was mir am meisten am Herzen liegt: der Mensch, seine Freuden und Leiden, seine Hoffnungen und Ängste.

Gisèle Freund, Memoiren des Auges, 1977


Der Philosoph und Literaturkritiker Walter Benjamin war für die Fotografin und promovierte Soziologin Gisèle Freund nicht nur ein gelegentlicher Schachpartner, die beiden verband als deutsche, emigrierte Juden im Pariser Exil auch ein gemeinsames Schicksal. Benjamin, den Freund 1932 als Studentin kennengelernt hatte und verehrte und zu dem sie eine freundschaftliche Beziehung entwickelte, schrieb eine positive Rezension zu ihrer Doktorarbeit. Freund schuf ihrerseits mehrere Porträts von Benjamin, u.a. jene berühmt gewordene Farbfotografie, auf der sich Benjamin mit der rechten Hand an die Stirn fasst und dabei melancholisch und müde in die Kamera blickt.

Charakteristisch für Freunds Porträts, zeigt die Aufnahme Walter Benjamins in der Französischen Nationalbibliothek den Porträtierten in seiner natürlichen Umgebung: Benjamin, der belesene Literaturkritiker und Philosoph, vertieft in die Lektüre mehrerer aufgeschlagener Bücher, im Hintergrund Bücherregale. Es handelt sich um eine geschickte, dennoch unwillkürlich wirkende bildliche Inszenierung der Person Benjamins. Sie selbst sagte: „Ich habe Walter Benjamin kennengelernt und ihn so photographiert, wie ich ihn gesehen habe."

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