Flugblatt der Pfeffermühle von der Tournee in der Tschechoslowakischen Republik (1936)
Flugblatt der Pfeffermühle von der Tournee in der Tschechoslowakischen Republik (1936)
In Teplitz, - Aussig und so, war es doch zum Schluss recht unheimlich. Besonders in Aussig, wo wir vor 1200 Leuten in einem Bierbums spielten.
Erika Mann an Katia Mann, 18. August 1935
In den Jahren 1935 und 1936 absolvierte die Pfeffermühle drei Tourneen durch die Tschechoslowakische Republik. Zahlreiche Auftritte fanden unter schwierigen Bedingungen in einem politisch aufgeheizten Klima statt. Zwar hatte die demokratische Regierung der Tschechoslowakei unter Tomas G. Masaryk und Edvard Benes die politische Emigration aus Deutschland seit 1933 mit offenen Armen aufgenommen, doch stand das Land unter einem erheblichen Druck von innen und außen.
Die Pfeffermühle hatte von Anfang an mit der Zensur zu kämpfen. In Prag, wo im Sommer 1935 die Texte vier Wochen „auf der Zensur“ gelegen hatten, erfuhr das Ensemble erst am Tag der Premiere, dass zwei Drittel des Programms gestrichen waren. Erst nach langen zähen Verhandlungen erreichte Erika Mann die Freigabe einiger Nummern. Die Angst der Behörden vor dem Druck der deutschen Gesandtschaften war groß. Gleichzeitig musste sich die Pfeffermühle in der linken Presse die Vorwürfe gefallen lassen, sie sei zu sanft und harmlos.
In den überwiegend deutsch besiedelten Gebieten war die Situation auf andere Weise angespannt. Dort sympathisierten zwei Drittel der Bevölkerung mit der nationalsozialistischen Sudetendeutschen Partei. Vor Auftritten in grenznahen Orten wie Teplitz-Schönau, für den dieses Flugblatt warb, wurde Erika Mann von der tschechischen Regierung darauf aufmerksam gemacht, dass man sie dort nicht schützen könne. Bei Gastspielen wie diesen, die vor Ort von sozialdemokratischen Bezirksgruppen organisiert wurden, wurde das Ensemble zum Schutz vor Übergriffen von Arbeitern zum Bahnhof eskortiert. Dennoch kam es nie zu Zwischenfällen.