Lion Feuchtwanger: Exil, Typoskript (1939)

Roman: Lion Feuchtwanger, Exil
Typoskript von Lion Feuchtwangers Roman Exil, Sanary-sur-Mer, 9. Oktober 1939
© Feuchtwanger Memorial Library, University of Southern California

Lion Feuchtwanger: Exil, Typoskript (1939)

Viele engte das Exil ein, aber den Besseren gab es mehr Weite, Elastizität, es gab ihnen Blick für das Große, Wesentliche und lehrte sie, nicht am Unwesentlichen zu haften. Menschen, von New York nach Moskau geworfen und von Stockholm nach Kapstadt, mußten, wenn sie nicht umkommen wollten, über mehr Dinge nachdenken und tiefer in die Dinge hineinschauen als solche, die ihr Leben lang in ihrem Berliner Büro festhockten.

Lion Feuchtwanger, Exil, 1940


Mit der Arbeit an diesem Typoskript zu dem Roman Exil begann der Schriftsteller Lion Feuchtwanger im Mai 1935 und vollendete den Roman im August 1939. Diesen dritten und letzten Teil seines Roman-Zyklus Wartesaal-Trilogie widmete er den Lebens- und Arbeitsbedingungen deutscher Exilanten im Paris der 1930er Jahre. Von seinen regelmäßigen Besuchen aus dem beschaulichen Fischerdorf Sanary-sur-Mer, den er als Wohnort im französischen Exil wählte, kannte Feuchtwanger die Pariser Exilanten-Kreise und ihr turbulentes Leben. Nach Paris reiste er unter anderem, um gemeinsam mit Heinrich Mann an der Gründung der Deutschen Freiheitsbibliothek zu arbeiten.

Feuchtwangers Figuren ringen um ein Gleichgewicht zwischen einer Anpassung an die harten Erfordernisse des Lebens im Exil und dem Erhalt ihrer Ideale. Der Komponist Sepp Trautwein verliert über seine Tätigkeit als Redakteur der Pariser Nachrichten beinahe sein musikalisches Werk aus den Augen. Aus Sorge um seine Tochter, die noch in Deutschland lebt, kollaboriert der Besitzer der Pariser Nachrichten mit den Nationalsozialisten.

Der Schriftsteller griff zwar für einzelne Motive des Romans auf wahre historische Begebenheiten zurück, versuchte aber vielmehr einzelne Figuren bildnishaft darzustellen. Keine „wirklichen“, sondern „historische“ Menschen wollte er porträtieren.

So bezieht sich Feuchtwanger auf die Geschichte der Entführung eines Journalisten. Verschiedene Handlungsstränge von Exil kreisen um die Exilzeitung Pariser Nachrichten. Ihre historische Vorlage fanden die Pariser Nachrichten nach Angaben Feuchtwangers in der saarländischen Exilzeitung Westland.

 

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