Lion Feuchtwanger: Der falsche Nero (1936)
Lion Feuchtwanger: Der falsche Nero (1936)
Schuld an der Mißstimmung sei ein kleiner Haufen von Niederlingen und Verkleinerern. […] Es seien dieser Hetzer nicht sehr viele, doch sie hätten Ämter, Einfluß, Stimme, Geld. Wären sie erst beseitigt, dann sei die Luft rein. Nach den schlechten Erfahrungen, die man mit den Christen gemacht habe, sei es ratsam, diesmal rasch zuzugreifen und die Gegner und Verkleinerer ohne langes Gerichtsverfahren von einem Tag zum anderen, in einer bestimmten Nacht, abzutun.
Zitat aus Lion Feuchtwangers Roman Der falsche Nero, 1936
Lion Feuchtwangers Roman Der falsche Nero erschien erstmals 1936 beim Querido Verlag in Amsterdam, in Deutschland erst 1947 beim Aufbau Verlag. Der Roman ist eine satirische Karikatur auf Hitler vor dem Hintergrund des Reichstagsbrandes 1933. Die Umschlaggestaltung wurde von Eva Herrmann umgesetzt und zeigt neben dem Titel eine Münze mit zwei hintereinander gelagerten männlichen Profilen, die den römischen Kaiser Nero darstellen.
Die Handlung spielt in den syrischen Provinzen Roms, einige Jahre nach Neros Tod. Der ehemalige Senator Varro lässt den Töpfer Maximus Terres in die Rolle Neros schlüpfen und diesen somit „auferstehen“, um seine politischen Ziele durchsetzen zu können. Da es dem Volk unter Nero besser ging und sich die Legende hielt, Nero sei nicht tot, wird die Rückkehr des einstigen römischen Herrschers zum Erfolg. Als eine Massenbewegung um den angeblichen Nero entsteht, gerät die Marionette Varros außer Kontrolle. Der falsche Nero (Hitler) etabliert mit Hilfe von Trebon (Göring) und Knop (Goebbels) ein eigenes Herrschaftssystem.
Zum Genre des historischen Romans schrieb Feuchtwanger 1935 in Das Neue Tage-Buch „Eine gute Legende, ein guter historischer Roman ist in den meisten Fällen glaubwürdiger, bildhaft wahrer, lebendiger und lebensbezeugender als eine saubere, exakte Darstellung der historischen Fakten.“